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Moore und Feuchtgebiete

Schutz von Wiesenorchideen durch Vernässung und extensive Ganzjahresbeweidung

Sachsen-Anhalt

Das sog. Karrenbachgebiet im NSG „Mahlpfuhler Fenn“ wird seit 1990 vom NABU-Kreisverband Stendal betreut. Bis 1995 wurden ca. 30 ha eines zu DDR-Zeiten meliorierten Bruchwaldes/Niedermoors mittels ca. 25 kaskadenartig angelegter Sandsackstaue wiedervernässt. Begleitend erfolgte 1990-92 eine Ersteinrichtung der Bewirtschaftung der angrenzenden Wiesenflächen mit jährlicher Mahd und Abtransport des Mahdgutes, damit sich die seltene Niedermoorflora mit mehreren Orchideenarten entwickeln konnte. Ab 1993 wurden dann ca. 1000 blühende Orchideen gezählt. Seit 1993 wurde auf den 6 ha angrenzenden offenen Wiesenflächen die Installation eines extensiven ganzjährigen Weidesystems mit Galloways vorgenommen und bis heute auf ca. 45 ha erweitert und erfolgreich betrieben. Ab 2017 erfolgte im Rahmen von zwei ELER-Projekten die Erweiterung der Weideflächen auf die nördlich des Karrenbachs gelegenen Teilflächen inklusive die Errichtung von Furten, die Anlage einer dauerhaften Feuchtsenke, die Entnahme von Erlenaufwüchsen sowie die Anlage von zehn weiteren Kleinstauen in den Gräben zur Wasserrückhaltung. Die Zählung der Orchideen 2020/21 ergab jetzt 22.000 Exemplare des Breitblättrigen und 1.500 Exemplare des Fuchs`schen Knabenkrautes – ein sehr großer und schöner Erfolg unserer langjährigen Naturschutzbemühungen. Neben der Niedermoorflora profitierten von den umgesetzten Maßnahmen insbesondere auch Amphibien und avifaunistische Leitarten wie Kranich, Schwarz- und Weißstorch, Bekassine und Kiebitz.

Fuchs`sches KnabenkrautFoto: Neuhäuser

Details

Projektträger:
NABU-Kreisverband Stendal e.V.
Adresse:
Bucher Querstrasse 22
39590 Tangermünde
Förderprogramme:
2017 - 2019 - ELER (407.1.8-60128/630116000025), 2019 - 2021 - ELER (407.1.3-60128/630119000005),
Kooperationspartner:
Landkreis Stendal-UNB, Unterhaltungsverband Tanger, 2 Landwirtschaftsbetriebe, HS Anhalt, AHO ST
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Projektbeschreibung

Ausgangslage Die Bestände der Wiesenorchideen samt der begleitenden Niedermoorflora sind seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stark rückläufig (BfN - NaBiV 2018, AHO, 2015); die ehemals weite Verbreitung der Knabenkräuter ist insbesondere in den letzten Jahren aufgrund der Intensivierung der Wiesennutzung einerseits, der Verbrachung nicht lukrativer Standorte andererseits und der Eutrophierung u.a. aus der Luft einer vollkommen lückigen gewichen. Das 1210 ha große SCI 035 sowie das flächenidentische EU-SPA 026 NSG „Mahlpfuhler Fenn“ befinden sich am Rand der Colbitz-Letzlinger Heide im Übergang zur Tanger-Elbeniederung, im Norden des Landes Sachsen-Anhalts. Das Mahlpfuhler Fenn umfasst weitgehend intakte Zwischenmoorbildungen, die die bedeutendsten ihrer Art im sachsen-anhaltinischen Tiefland darstellen. Das sog. Karrenbachgebiet im NSG „Mahlpfuhler Fenn“ wurde zu DDR-Zeiten stark melioriert, der Wasserstand im angrenzenden Tanger um bis zu 2 m abgesenkt. Mit der politischen Wende und der Gründung des NABU-Kreisverbandes Stendal wird das Gebiet seit 1990 intensiv betreut. Bis 1995 wurden ca. 30 ha Erlen-Birken-Bruchwald/Niedermoor mittels ca. 25 kaskadenartig angelegter Sandsackstaue wieder vernäßt. Begleitend erfolgte 1990-92 eine Ersteinrichtung der Bewirtschaftung der angrenzenden Wiesenflächen mit jährlicher Mahd und Abtransport des Mahdgutes, damit die seltene Niedermoorflora mit mehreren Orchideenarten (Breitblättriges und Fuchs`sches Knabenkraut, Fieberklee, historisch sind Vorkommen des Sumpfknabenkrautes und des Lungenenzians überliefert) sich entwickeln konnte. Ab 1993 wurden dann bis 1000 blühende Orchideen (Dactylorhiza majalis) gezählt. Seit 1993 wurde auf den 6 ha angrenzenden offenen Wiesenflächen die Installation eines extensiven ganzjährigen Weidesystems mit Galloways und Exmoor-Ponies vorgenommen und bis heute auf ca. 45 ha erweitert und erfolgreich betrieben. Neben der Niedermoorflora profitierten hiervon insbesondere Amphibien (u.a. Feuersalamander) und avifaunistische Leitarten wie Kranich, Schwarz- und Weißstorch, Bekassine, Waldschnepfe, Waldwasserläufer und Kiebitz. Alle Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit der UNB des Landkreises Stendal und der ONB Magdeburg/heute Landesverwaltungsamt. Ab 2017 wurden im Rahmen von 2 geförderten ELER-Projekten eine Neueinkoppelung der Hauptweidefläche vorgenommen, ferner mittels Flächenankauf und Flächentausch die Erweiterung der Weideflächen auf die nördlich des Karrenbachs gelegenen Teilflächen inklusive der Anlage von Furten, die Anlage einer ganzjährig wasserführenden Feuchtsenke, die umfassende Entnahme von Erlenaufwüchsen sowie die Anlage zahlreicher weiterer Kleinstaue in den Entwässerungsgräben. Es konnte Spezialtechnik für die maschinelle Wiesenpflege angeschafft werden, mit deren Hilfe die extensive Ganzjahresbeweidung unterstützt wird. Es wurden Fruchtstände und Samen der Orchideenarten gesammelt und auf den Erweiterungsflächen sowie auf Dauertransekten ausgebracht. Ferner wurden angezogene Exemplare des Lungenenzians ausgepflanzt. Die Zählung der Orchideen im Rahmen der Projekte ergab 2020/21 insgesamt 22.000 Exemplare des Breitblättrigen und 1.500 Exemplare des Fuchs`schen Knabenkrautes – ein großer und sehr schöner Erfolg unserer inzwischen 30jährigen Naturschutzbemühungen. Nach Auslaufen der ELER-Förderung 2021 erfolgte die personelle und finanzielle Weiterführung sämtlicher Arbeiten (leider) wieder in ausschließlicher Eigenregie, wobei jedoch auch ganz stark auf inzwischen geworbenes ehrenamtlich tätiges Personal zurück gegriffen werden kann! In 2022 wurden erste blühende Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes auf den nördlichen Erweiterungsflächen kartiert. Die Ergebnisse der Beweidung, inklusive einer Fachexkursion, wurden im Mai 2022 auf einer deutschlandweiten Orchideentagung in Tangermünde vorgestellt (gemeinsam organsiert mit Hochschule Anhalt und Arbeitskreis Heimische Orchideen). In nächster Zukunft soll das Projektgebiet weiter vergrößert werden (auf 30 ha Bruchwald + 50 ha Wiesenflächen; hierzu auch Flächenankauf in 2023 von 4 ha von privat und Flächentausche), und angrenzende private Landwirtschaftsbetriebe einbeziehen (AG Schernebeck). Hierzu sind stationäre Einkoppelungen der Weideflächen vorzunehmen. Es sollen weitere Kleinstaue errichtet und unterhalten werden, um die Wasserhaltung im Gebiet weiter zu verbessern. Darüber hinaus wird die Projektarbeit ab 2023 ausgedehnt auf die gerade angepachtete sog. "Fennwiese" (6,6 ha), gelegen isoliert im südwestlichen Teil im NSG Mahlpfuhler Fenn (langfristige Anpachtung vom Landesforstbetrieb LSA), da auch hier infolge fehlender Wasserrückhaltung und Überschattung über die Jahre eine starke Austrocknung und floristische Verarmung festzustellen ist. Inzwischen werden auch weitere Kleinflächen auf Moor/Niedermoor mit Orchideenvorkommen in der Region betreut, z. B. bei Burgstall (3 ha Zwischenmoor) und Tangerhütte.

Dokumente

NuL-10-22-S.-12-13-Workshop-Beweidung.pdfGröße 2858 KB
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Lipp-Landeszeitung-1991-Arbeitseinsatz.pdfGröße 990 KB
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Bestand-Orchideen-2020.pdfGröße 902 KB
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Flyer-8-seitig-zickzack-Falz-»Wiesenorchideen-in-der-Altmark«-20180710-11.pdfGröße 3040 KB
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Seite_257-39245350.pdfGröße 3028 KB
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1Karrenbachwiesen_Dullau_Neuhäuser_2023-01-17-152242_tnun.pdfGröße 3453 KB
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