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Gewässer und Auen
Moore und Feuchtgebiete

Renaturierung der Hägebachaue bei Samswegen durch naturnahe Ganzjahresbeweidung - ein Projekt für den Arten- und Klimaschutz im Landkreis Börde

Sachsen-Anhalt
Seit 1991 plant der Landkreis die Renaturierung der Hägebachaue bei Samswegen, kauft dafür die Grundstücke und setzt das Projekt um. Durch Wasserrückhaltung soll ein ehemaliges Niedermoor vor weiterer Austrocknung bewahrt und artenreiche Feuchtwiesen entwickelt werden. Intakte Niedermoore sind natürliche Kohlenstoffspeicher. Das Projekt ist ein Beitrag zum lokalen Klima- und Artenschutz im Landkreis Börde. Das Projektgebiet ist wertvoller Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten, die anderenorts durch den Verlust von Feuchtgebieten selten geworden sind. Bereits 1978 wurden drei Bereiche im Projektgebiet als flächenhafte Naturdenkmale (FND) unter Schutz gestellt. Viele der hier vorkommenden Arten sind in der Umgebung sehr selten geworden und kommen heute nur noch an wenigen anderen Stellen im Landkreis Börde vor. Um die Ausbreitung der noch vorhandenen Feuchtwiesenarten zu fördern, wurde 2015 mit der Einrichtung einer naturnahe extensiven Ganzjahresbeweidung mit Rindern auf Teilflächen begonnen. Die Tiere halten die Wiesenbereiche offen, schaffen wichtige Lebensräume, u.a. für Wiesenbrüter und Insekten. Zudem fördern sie bei ihren Wanderungen über die Flächen die Ausbreitung von Pflanzensamen. Der NABU als Projektpartner kümmert sich um die Organisation der Bewirtschaftung, um Pflegemaßnahmen und die Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Vorstellung des Projekts über Instagram seit 2022 wurden zahlreiche neue Kontakte in zuvor unzugängliche Personengruppen geknüpft.
Die Heckrinderherde in der südlichen Hägebachaue. Für das Projektgebiet charakteristisch sind die fließenden Übergänge zwischen Gehölzstrukturen, Gewässern & Offenland.Foto: Susen Schiedewitz

Details

Projektträger:
Landkreis Börde, Bornsche Straße 2, 39340 Haldensleben
Adresse:
Triftstraße 9-10
39387 Oschersleben
Förderprogramme:
Das Projekt selbst erhielt keine Förderung. Es werden lediglich im Flurneuordnungsverfahren )0 der Verfahrenskosten durch das Amt für landwirtschaft und Flurneuordnung Mitte übernommen. Ein Eigenanteil von 10 % an den Verfahrenskosten müssen die Teilnehmer der Flurneuordnung selbst übernehmen. Der Grunderwerb (Kaufpreis, Notarkosten) wurde vom Landkreis Börde aus eigenen Haushaltsmitteln ohne Förderung übernommen. Auch für Planungskosten, Monitoring, Pflege, ... gab es keine Fördermittel.
Kooperationspartner:
NABU Barleben e. V. , Breiteweg 166, 39179 Barleben
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Projektbeschreibung

Mit der schrittweisen Intensivierung der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung verschwand in den letzten 100 Jahren ein Großteil der Feuchtwiesen beidseitig des Hägebachs als Lebensraum für wilde Tier- und Pflanzenarten. Etwa 7 Hektar Grünland gingen verloren, als in den 1970er Jahren unmittelbar nördlich von Samswegen Niedermoortorf abgebaut wurde. Nach Beendigung des Torfabbaus blieben relativ flache Gewässer zurück in deren Randbereichen sich Erlenbruchwälder entwickelten. Bereits im Jahr 1991 begann der damalige Landkreis Wolmirstedt mit den Planungen zur Renaturierung des Hägebachs und seiner Aue nördlich von Samswegen. Durch die Rückhaltung des Wassers soll das Niedermoor vor weiterer Austrocknung bewahrt und langfristig wieder artenreiche Feuchtwiesen entwickelt werden. Der zu diesem Zweck geplante Bau von 10 Sohlschwellen zur Anhebung des Grundwasserspiegels wurde nach der Besiedlung des Gebietes durch den Biber teilweise entbehrlich. Der Elbebiber errichtete im Jahr 2013 innerhalb weniger Monate 3 Staudämme im Hägebach, sodass der Wasserstand auf einem Teilabschnitt der zur Renaturierung vorgesehenen Strecke auf die zuvor geplante Höhe anstieg. Innerhalb des heutigen Projektgebietes gibt es drei flächenhafte Naturdenkmale (FND), die bereits 1978 aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung und hohen Artenvielfalt unter Schutz gestellt wurden. Viele der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind in unserer Umgebung sehr selten geworden und kommen heute nur noch an wenigen anderen Stellen im Landkreis vor. Einige botanische Besonderheiten, wie der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), die Schachblume (Fritillaria meleagris) und der Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) konnten durch gezielte Schutz- und Bewirtschaftungsmaßnahmen im FND „Hägebachaue- Ostteil“ auf kleinen Standorten überleben. Durch eine angepasste, extensive Flächennutzung soll auch die Ausbreitung der Bestände von Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-culculi), Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) auf alle Flächen des Projektgebietes gefördert werden. Es stellte sich heraus, dass eine Mahd der Feuchtwiesen bei ansteigenden Grundwasserständen immer schwieriger wird. Insbesondere die Mahd mit herkömmlichen landwirtschaftlichen Maschinen ist ab einem gewissen Wasserstand nicht mehr möglich. Für eine Mahd mit Hand oder mit handgeführten Motorgeräten stehen jedoch immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Deshalb wurde 2015 eine naturnahe extensive Ganzjahresbeweidung mit Rindern in das Gesamtkonzept integriert. Die Tiere halten die Wiesenbereiche auf natürliche Weise offen, schaffen wichtige Kleinstrukturen und unterstützen bei ihren Wanderungen über die Fläche die Ausbreitung von Pflanzensamen. Die südliche Hägebachaue stellt einen wertvollen Lebensraum für verschiedene Tierarten dar, die anderenorts durch den Verlust von Feuchtgebieten selten geworden sind. Von der Renaturierung der Feuchtwiesen profitieren vor allem Arten wie Mooreidechse (Zootoca vivipara), Moorfrosch (Rana arvalis), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und Ringelnatter (Natrix natrix). Durch die große Vielfalt an Biotopstrukturen und Pflanzengesellschaften gibt es darüber hinaus eine überdurchschnittlich hohe Anzahl verschiedener Insektenarten im Gebiet. Systematische Bestandsaufnahmen in den Jahren 2017- 2022 haben ergeben, dass 40 verschiedene Tagfalter- und 41 Libellenarten im Projektgebiet vorkommen. Einige Arten kommen in ganz Sachsen-Anhalt selten bis sehr selten vor. Von der hohen Anzahl der Insekten profitieren wiederum Vogelarten, wie Kranich (Grus grus), Neuntöter (Lanius collurio), Wendehals (Jynx torquilla) und Weißstorch (Ciconia ciconia), welche die Wiesen und Gewässer im Projektgebiet als Nahrungs-, Rast- und Bruthabitat nutzen. Intakte Niedermoore stellen natürliche Kohlenstoffspeicher dar. Die Renaturierung der südlichen Hägebachaue auf insgesamt 44 ha, davon 27 ha Grünland, trägt zur Reduzierung der CO²-Freisetzung bei und ist deshalb ein Beitrag zum lokalen Klima- und Artenschutz. Der NABU Barleben e.V. ist im Rahmen einer Projektvereinbarung mit der Durchführung der notwendigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen beauftragt und leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Information der Öffentlichkeit über die Ziele, Methoden und Ergebnisse des Projektes. Mit der Vorstellung des Projekts über Instagram seit 2022 wurden zahlreiche neue Kontakte in zuvor unzugänglichen Personengruppen gewonnen.

Dokumente

Informationstafel_Weidelandschaft.pdfGröße 986 KB
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Informationstafel_Renaturierung.pdfGröße 663 KB
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Ausstellungsposter.pdfGröße 356 KB
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N-LSA_JH2019_US_3_veröffentlichte-Version_Umschlagsseite.pdfGröße 372 KB
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N-LSA_JH2019_Beitrag_Schiedewitz_27-60_veröffentlichte-Version.pdfGröße 2147 KB
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Landesweit-seltene-Arten_Südliche-Hägebachaue.pdfGröße 82 KB
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NATURA-2000-Arten_Südliche-Hägebachaue.docx.pdfGröße 49 KB
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Rote-Liste-Arten_Südliche-Hägebachaue.pdfGröße 131 KB
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0723-WMS-LOK-5195823.pdfGröße 4158 KB
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0719-WMS-LOK-5168357.pdfGröße 3988 KB
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Zeitungsartikel_Steffi-Lemke.docx.pdfGröße 728 KB
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Volksstimm-Artikel-v.-15.05.2018-1.pdfGröße 1037 KB
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