Unsere Wälder sind Lebensraum für unzählige seltene und bedrohte Arten. Eine von ihnen ist die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Sie gilt als »Schirmart« im Wald – schützen wir sie, schützen wir auch viele andere waldbewohnende Arten. Um die Mopsfledermaus bundesweit zu erforschen und Maßnahmen zu ihrem Schutz abzuleiten, haben sich die Stiftung FLEDERMAUS, die Naturstiftung David, die NABU Landesverbände Baden-Württemberg und Niedersachsen und die Universität Greifswald für sechs Jahre in einem Verbundprojekt zusammengeschlossen. Grundlage ist die Analyse der nationalen Verbreitung der Art und ihrer bevorzugten Lebensräume. In ausgewählten Modellregionen entwickeln wir anhand dieser Erkenntnisse gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort konkrete Maßnahmen, um die Wald-Lebensräume der Mopsfledermaus zu erhalten, zu fördern und zu vernetzen. Ein zentraler Baustein hierfür ist eine an Naturschutzzielen orientierte, naturnahe Waldbewirtschaftung, denn sie begünstigt Baumstrukturen, die die Mopsfledermaus und weitere waldbewohnende Arten als Lebensraum benötigen. Schlüssel zum Erfolg ist daher die Zusammenarbeit mit Waldbesitzenden sowie Akteurinnen und Akteuren aus Forstwirtschaft, Wissenschaft und Fledermausschutz. Zusammen suchen wir Wege, wie sich entsprechende Maßnahmen auch in die forstliche Praxis integrieren lassen. Das gewonnene Wissen geben wir u. a. in einer digitalen Verbreitungskarte, Weiterbildungen und einem praxisnahen Handbuch weiter.
Details
- Projektträger:
- Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen, Universität Greifswald
- Adresse:
- Trommsdorffstraße 5
99084 Erfurt - Förderprogramme:
Das Verbundprojekt "Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland" im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit 4,3 Mio. Euro gefördert. Die Teilprojekte des Vorhabens werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt.
Das Gesamt-Finanzvolumen beträgt 5,4 Millionen.
- Kooperationspartner:
- Bayerische Staatsforsten (BaySF), Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)/Sparte Bundesforst, ForstBW, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), HessenForst, Niedersächsische Landesforsten, ThüringenForst, Deutsche Wildtier Stiftung (DeWiSt), Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg (NSF), Stiftung Wälder für Morgen (SWM), DBU Naturerbe (DBU), Naturforschende Gesellschaft Altenburg (NfGA)
Projektbeschreibung
Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) ist auf naturnahe Waldstrukturen mit einem hohen Anteil an stehendem Totholz angewiesen. Ihre Wochenstuben befinden sich in Spaltenquartieren hinter abstehender Rinde, in Zwieselspalten oder Stammrissen. Dort ziehen von Mai bis August bis zu 30 Weibchen gemeinsam ihre Jungen groß. Dabei wechseln sie alle zwei bis drei Tage ihr Quartier.
In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste und die Intensivierung der Forst- und Landwirtschaft zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Pestizide reduzierten das Nahrungsangebot der Waldfledermaus, das v. a. aus Kleinschmetterlingen besteht, erheblich. Vielerorts wurden Alt- und Totholz aus unseren Wäldern entnommen, die Landschaft mehr und mehr durch Verkehrswege zerschnitten. Bundesweit zählt die Mopsfledermaus zu den stark gefährdeten Arten, gebietsweise ist sie vom Aussterben bedroht.
Einer der europäischen Verbreitungsschwerpunkte der Mopsfledermaus liegt in Deutschland. Wir tragen daher für den weltweiten Erhalt der seltenen Art eine besondere Verantwortung. Im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt der Bundesregierung wird sie deshalb als »Verantwortungsart« eingestuft. Auf europäischer Ebene gilt die Mopsfledermaus als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse.
Wir wollen die Mopsfledermaus schützen und fördern, indem wir ihre Lebensräume verbessern und
vernetzen. In ihrer Bedeutung als »Schirmart« helfen wir mit ihr vielen weiteren Arten, die auf naturnahe Waldlebensräume angewiesen sind und stärken die biologische Vielfalt in Deutschland. Das Projekt hat eine Laufzeit von 31.12.2018 - 31.12.2024.
Grundlage des Projektes ist eine Analyse der nationalen Verbreitung der Mopsfledermaus. Hierzu erfassten wir in ausgewählten Modellregionen in acht Bundesländern mit Unterstützung von Ehrenamtlichen akustische Signale, um Hinweise auf Mopsfledermausvorkommen
zu erhalten. Auf Basis der Erkenntnisse über bevorzugte Lebensräume entwickelten wir ein
Modell für das deutschlandweite Vorkommen der Art (Habitatmodell). Mit Hilfe genetischer Proben, die im Rahmen der Feldarbeiten gesammelt wurden und werden, führt die Universität Greifswald eine genetische Analyse der Populationsstruktur durch.
Anhand der mittels Netzfängen und Telemetrie ermittelten Quartiere entwickeln wir gemeinsam mit den Waldverantwortlichen vor Ort passende Schutzmaßnahmen, um die Wald-Lebensräume der Mopsfledermaus zu erhalten und zu fördern. Zusammen finden wir Wege, wie diese Maßnahmen in die forstliche Praxis integriert werden können. Zentrale Umsetzungspartner*innen aus dem Forst sind die Bayerischen Staatsforsten, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben/ Sparte Bundesforst, ForstBW, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, HessenForst, die Niedersächsischen Landesforsten sowie ThüringenForst. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zur Wiederherstellung und Erhaltung von Wäldern in Deutschland.
Auf einer öffentlichen digitalen Verbreitungskarte auf unserer Projektwebsite, der »MopsMap«, sowie durch zielgerichtete Schulungen geben wir die gewonnenen Erkenntnisse an zentrale Akteurinnen und Akteure weiter. Ein praxisnahes Handbuch fasst zum Ende die Projektergebnisse zusammen und soll Forstpraktikerinnen und -praktikern als Leitfaden zum Schutz der Mopsfledermaus dienen.