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Kultur- und Agrarlandschaften

LIFE-Projekt „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel“

Hessen

Bunt getupfte, kräuterreiche Wiesen und Weiden prägen das typische Gesicht der Rhön. Nichts verleiht der Mittelgebirgslandschaft im Herzen Deutschlands so sehr den Eindruck von Offenheit und Weite wie das Grünland. Durch menschliche Bewirtschaftung über Jahrhunderte entstanden, sind die Bergwiesen ein artenreicher Lebensraum für viele seltene Pflanzen und Tiere.

Die botanische Ausstattung der Rhön ist für deutsche Mittelgebirge außergewöhnlich. Hier gibt es die größten Borstgrasrasen-Biotope außerhalb der Alpen. Der Artenreichtum führte im Jahr 2012 dazu, dass die Rhön seitens des Bundes als einer von 30 deutschen „Hot Spots der Artenvielfalt“ deklariert wurde. Eine zentrale Verpflichtung zum Schutz dieser Vielfalt ergibt sich aus den Vorgaben von Natura 2000. Weite Teile der hessischen Rhön sind als Flora-Fauna-Habitate kurz FFH-Gebiete oder/und EU-Vogelschutzgebiete geschützt.

Aufgrund einer veränderten Landnutzung sind artenreiche Rhöner Bergwiesen heute stark im Rückgang begriffen. Auch die Zielarten des LIFE-Projektes, insbesondere bodenbrütende Vogelarten, verzeichnen seit Jahren starke Verluste. Das Projekt trägt der nationalen Verpflichtung, die Lebensräume im Schutzgebietsnetz Natura 2000 sowie die Vogelarten im Vogelschutzgebiet zu schützen und zu erhalten, verstärkt Rechnung. Es zeigt beispielhaft mit welchen Methoden und Maßnahmen sich das artenreiche Berggrünland einer Mittelgebirgslandschaft schützen und erhalten lässt.

Borstgrasrasen SorgfelderFoto: Elmar Herget

Details

Projektträger:
Landkreis Fulda
Adresse:
Marienstr. 13
36115 Hilders
Förderprogramme:

LIFE-Programm

Fördersumme: 6,5 Mio. Euro, Förderzeitraum 2016-2022, Verlängerung bis 2024 beantragt.

• Europäische Kommission (LIFE-Programm): 60%

• Land Hessen (HMUKLV): 40%

• Landkreis Fulda

Kooperationspartner:
UNESCO-Biosphärenreservat Rhön
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Projektbeschreibung

Projektziele:

• Neuschaffung, Aufwertung und Erhaltung so genannten FFH-Lebensraumtypen (LRT) Bergmähwiesen (6520), magere Flachlandmähwiesen (LRT 6510), artenreiche Borstgrasrasen (6230) und naturnahe Kalkmagerrasen (6210)

• Verbesserung der Brut- und Nahrungshabitate der Würgerarten Neuntöter und Raubwürger sowie der Bodenbrüter Bekassine, Wachtelkönig, Wiesenpieper, Baumpieper und Braunkehlchen, mit dem Ziel ihre Bestände zu erhöhen und dauerhaft zu stabilisieren

• Wiederherstellung des für die Huteflächen typischen (Halb-)Offenlandcharakters zum Schutz der dort vorkommenden Vogelarten

• Entwicklung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch sowie Erweiterung und Verbesserung der Habitate des seltenen Goldenen Scheckenfalters

• Förderung extensiver Bewirtschaftungsweisen durch landwirtschaftliche Beratung (gem. den Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen HALM), Aufzeigen alternativer Einkommensmöglichkeiten

• Sensibilisierung der Landwirtinnen und Landwirten für Naturschutzthemen und Einbindung von Schutzmaßnahmen in ihre landwirtschaftliche Praxis

• Bekämpfung von Neophyten und anderen Problemarten wie Lupine und Herbstzeitlose in den wertvollen Grünlandflächen

• Bewahrung der historischen Kulturlandschaft

• Verbesserung des Landschaftsbildes

• Sensibilisierung von Einheimischen und Besuchern für die Schönheit und Gefährdung der artenreichen Bergwiesen und bedrohten Vogelarten

• Steigerung des Wissens und der Akzeptanz im Allgemeinen zum Thema Natura 2000 durch gezielte Information der Öffentlichkeit

• Ausbildung von zertifizierten Natur- und Landschaftsführern mit besonderem Fokus auf die Schutzgüter von Natura 2000 im Vogelschutzgebiet „Hessische Rhön“

Schutzziele und -maßnahmen:

• Neuschaffung und Aufwertung von Natura 2000-Grünland durch folgende Maßnahmen:

- Einsaat von Entwicklungsflächen (z.B. Rodungsflächen, entbuschte Flächen) mit selbst gewonnenem Samenmaterial aus unterschiedliche Methoden (eBeetle, Mähdrescher, Mahdgutübertragung)

- Anpassung der Nutzung auf geeignetem Grünland zur Entwicklung von LRT Grünland (Änderung Mahdzeitpunkt, verbindliche Nutzung, Mahd statt Beweidung)

- Erstinstandsetzung durch Mulchen

• Reduzierung der Gehölze auf den Huteflächen bis zu 80%. Einzelne Sträucher und Hutebäume bleiben erhalten.

• Aufwertung und Neuschaffung von Kalkmagerrasen in Nüsttal, Maßnahmen: Entbuschungen, Erstellung eines Weidekonzeptes für eine Schäferei

• Optimierung der Grünlandbewirtschaftung vorrangig zur Förderung der Wiesenbrüter. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Bewirtschafter*innen und beinhaltet beispielsweise die Änderung des Mahdzeitpunktes, die Anlage von Schonflächen, Ausbringen von künstlichen Ansitzwarten, ggf. Ausgrenzung von Neststandorten sowie Einstellung der Düngung

• Aufwertung von Habitaten für Raubwürger und Neuntöter, Maßnahmen: Heckenmanagement, Entbuschung

• Entwicklung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch, Maßnahmen: Neuschaffung von Tümpeln und Renaturierung von ehemaligen Teichen/Fischteichanlagen

• Lebensraumvergrößerung und -optimierung für den Goldenen Scheckenfalter, Maßnahmen: Wiederinstandsetzung von geeignetem (Feucht)Grünland, Auspflanzung der Wirtspflanze Teufelsabbiss zur Verbesserung der Reproduktion

• Einführung und fortlaufende Begleitung eines Beweidungsmanagements, das sich positiv auf die Brut- und Rastvögel auswirkt

• Demonstration der Wirksamkeit unterschiedlicher Nutzungs- und Pflegeregime für Bergmähwiesen und weitere Lebensraumtypen, Maßnahmen: Erprobung, mit welchen Abfolgen/Zeitpunkten von Beweidung bzw. Mahd die besten Ergebnisse für die Artenzusammensetzung der Bergwiesen erzielen lässt

• Bekämpfung von Neophyten und anderen Problemarten auf Natura 2000-Flächen, Maßnahmen: Lupinenmahd bzw. Ausstechen von Lupine, Bekämpfung von Herbstzeitlose unter Mitwirkung der Bewirtschafter*innen

• Prädatorenmanagement in Wiesenbrütergebieten und Hutungen, Maßnahmen: gezielte Jagdeinsätze, Fallenjagd auf für die Bodenbrüter problematische Prädatoren wie Waschbär, Fuchs und Wildschweine

Ausgewählte Erfolge (Stand Juni 2022)

• Instandsetzung bzw. Neuschaffung von über 100 ha Natura 2000-Grünland (Bergmähwiesen, Flachland-Mähwiesen, Borstgrasrasen und Kalkmagerrasen)

• Entbuschung von ca. 110 ha verbuschter Flächen in Schwerpunkträumen und auf Hutungen zur Verbesserung der Lebensräume der verschiedenen Zielvogelarten und Verbesserung der Beweidbarkeit in den Huteflächen

• Umstellung der Grünlandbewirtschaftung zur Förderung der Wiesenbrüter auf über 200 ha

• Zunahme aller Brutpaare der Zielvogelarten insgesamt auf den Maßnahmenflächen

• Schaffung von 5 naturnahen Teichanlagen für den Schwarzstorch

• Instandsetzung und Verbesserung von ca. 130 Hektar Lebensraum für den Goldenen Scheckenfalter rund um das Rote Moor (Entbuschung, Wiederbeweidung auf 20 ha Brachflächen, Pflanzung von mehr als 10.000 Teufelsabbissen)

• Wiederaufnahme/Weiterführung der Beweidung durch Zaunbau auf über 30 ha

Dokumente

2018_Faltblatt_LIFE_Berggruenland.pdfGröße 1205 KB
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Booklet_Rhoener_Bergwiesen_2021.pdfGröße 3924 KB
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