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Moore und Feuchtgebiete

Moorrenaturierung südlich des Chiemsee in den Bereichen Kühwampenmoos, Obere Filze, Latschenfleck, Neumühler Fleck, Obere Rott und Hacken am Forstbetrieb Ruhpolding der Bayerischen Staatsforsten, Landkreis Rosenheim und Landkreis Traunstein in Bayern

Bayern

Der Lebensraum Moor rückte im Laufe der letzten Jahrzehnte in den Fokus der Gesellschaft. Ob als Archive der Natur- und Kulturgeschichte, als Habitate für seltene Flora und Fauna oder zur Verbesserung des lokalen Klimas und als natürliche Rückhaltebecken im Hochwasserschutz, Moore sind heutzutage viel mehr als eine Energieressource.

Im Mittelpunkt steht allerdings die Eigenschaft der Moore als Kohlenstoffsenke im Wirken gegen den anthropogenen Treibhauseffekt. Denn obwohl Moore und andere Feuchtgebiete nur ca. 3 % der Landoberfläche der Erde bedecken, speichern diese 16 bis 24 % des in Böden festgelegten Kohlenstoffs. In ehemals genutzten Moorgebieten wurde der Wasserspiegel allerdings so stark abgesenkt, dass der Torfkörper langfristig zersetzt und der ehemals gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt wird. Der Bereich der Moorrenaturierung befasst sich daher stark mit der Wiederherstellung des Wasserhaushalts durch Verschließen alter Grabensysteme und Auflichten des Waldbestands.

Der Staatswald südlich des Chiemsees wird vom Forstbetrieb Ruhpolding der Bayerischen Staatsforsten betreut. Die Projektflächen Damberger Filze und Hacken bilden einen ca. 1000 ha großen Hochmoorkomplex, welcher im ca. 3500 ha umfassenden FFH- und Vogelschutzgebiet „Moore südlich des Chiemsees“ liegt. Das Zusammenspiel von Hoch-, Übergangs- und Niedermoorlebensräumen zusammen mit artenreichen Wiesen machen das FFH-Gebiet zu einem der interessantesten Moorgebiete im voralpinen Raum von Bayern.

Grabenanstau im Süden des Neumühler FlecksFoto: Cornelia Siuda

Details

Projektträger:
Bayerischen Staatsforsten AöR - Forstbetrieb Ruhpolding - Revier Marquartstein, Sitz der Gesellschaft in Regensburg, www.baysf.de
Adresse:
Tillystraße, 2
93053 Regensburg
Förderprogramme:

Das Projekt wurde als Ökokonto-Maßnahme nach Bayerischer Kompensationsverordnung gemeldet.

Kooperationspartner:
Grundlagenuntersuchung: Prof. Dr. Matthias Drösler der Hochschule Weihenstephan, Maßnahmenplanung: Planungsbüro Siuda, Die Maßnahmenplanung wurde intensiv abgestimmt mit der höheren und unteren Naturschutzbehörde, dem Wasserwirtschaftsamt und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
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Projektbeschreibung

Der Forstbetrieb Ruhpolding betreut die Staatswaldflächen vom Trauntal bis hin zum Chiemsee. Berge, Bäume und Almen zeichnen das Landschaftsbild des Forstbetriebs aus, eine Verbindung abwechslungsreicher Kulturlandschaft mit unberührter Natur. Die Chiemgauer Bergwälder zählen zu den regenreichsten Regionen Deutschlands, in der das ganze Jahr über stetig starke Niederschlagsereignisse registriert werden. Die Geologie ist dominiert von typischen Gesteinen der alpinen Orogenese und reicht von salzführenden kalkalpinen Decken der Hochlagen bis ins Molassebecken. Die Kombination von starken Niederschlägen, einer Jahresdurchschnittstemperatur von ungefähr 8 °C und der Geologie ließ südlich des Chiemsees eine riesige Moorlandschaft entstehen, die unsere Projektflächen Damberger Filze und Hacken beinhaltet.

Die südlichen Chiemseemoore befinden sich östlich der Gemeinde Bernau am Chiemsee zwischen der B 305 im Süden und dem Chiemseeufer im Norden. Ein direkter Kontakt zum Chiemsee besteht allerdings seit ca. 80 Jahren nicht mehr, aufgrund der A 8. In der Mitte wird der Moorkomplex seit dem 19. Jahrhundert durch die von Ost nach West verlaufende Bahnlinie Salzburg-München durchschnitten. Nördlich der Bahnlinie liegen die Damberger Filze, welche die Projektbereiche Kühwampenmoos, Obere Filz, Neumühler Fleck, Latschenfleck und Obere Rott beinhalten, während der Projektbereich Hacken südlich der Bahnlinie liegt. Alle Projektgebiete liegen im FFH- und Vogelschutzgebiet „Moore südlich des Chiemsees“ und der Hacken ist zusätzlich Naturschutzgebiet. Der Zustand der Moore ist als stark anthropogen überprägt zu beschreiben. Allerdings sind die Eingriffe, anders als bei vielen anderen Moorgebieten, von Beginn an gut dokumentiert. Die Dokumentation der südlichen Chiemseemoore wurde angeregt, da man ab 1880 Torf gewinnen und Flächen aufforsten wollte. Im Gebiet wurde hierfür sogar bis Mitte 1990er Jahre eine moorkundliche Versuchsanstalt betrieben und die JVA Bernau gebaut, um die Insassen als Arbeiter einzusetzen. Auch heute noch werden Flächen von der JVA Bernau zur Eigenversorgung inklusive Ausbildungsbetrieb landwirtschaftlich genutzt. Die ökologischen und kulturtechnischen Aufzeichnungen liefern einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis des Ökosystems Moor in Bezug auf menschliche Einflüsse, da eine Vorstellung der Ursprünglichen Ausdehnung und Beschaffenheit vorliegt. Zusätzlich liefen die historischen Aufzeichnungen wichtige Eindrücke über die Lebenssituationen des Gebiets ab dem 19. Jahrhundert. Die südlichen Chiemseemoore sind daher einzigartige Archive der Natur- und Kulturgeschichte.

Mittels Life-Projekten wurde bereits ein Teil der südlichen Chiemseemoore renaturiert. Folgen sollen nun die Staatswaldflächen, wobei diese Bereiche von wenig versehrten Flächen, teils mit Spirken bewachsen, bis hin zu stark entwässerten, teils aufgeforsteten Bereichen mit Torfstichen reichen. Durch die Renaturierung wird eine Verbesserung der Standortbedingungen für moortypische Pflanzen- und Tierarten erwartet. Die Maßnahmen fokussieren sich daher darauf, durch die Errichtung von Grabenverbauungen die Drainagewirkung der Gräben zu reduzieren und den Wasserhaushalt somit zu verbessern. Insgesamt sollen in den Projektgebieten 255 Dammbauwerke errichtet werden. Zusätzlich werden kleine Gräben mit anstehendem Torf verfüllt. Bei zu stark bewaldeten Bereichen, hauptsächlich durch Fichten, sollen Bäume entnommen werden, um Wegsamkeiten für die Baumaschinen zu schaffen, die Saugwirkung der Bäume zu verringern, das Lichtangebot zu verbessern und zum Schutz vor dem Borkenkäfer. Es wird beim Bau der Dämme angestrebt, dass durch die Auflichtung anfallende Stammholz zu verwenden und so wenig wie möglich Fremdmaterial einzubringen.

Da sowohl die Damberger Filze als auch der Hacken nicht nur FFH-Gebiet, sondern auch Vogelschutzgebiet sind, wurden in die Renaturierungsplanung die Bedürfnisse besonderer Naturschätze, wie zb. der Wespenbussard, mit einbezogen und die Planung eng mit den Naturschutzbehörden abgestimmt. So werden Arbeiten nach Sonnenuntergang vermieden und die zu entfernenden Gehölze werden vor der Entnahme auf Höhlen, Horste und Spaltenquartiere geprüft und bei Vorhandensein dieser nicht entnommen. Die Maßnahmen werden im Spätsommer und Herbst umgesetzt werden, da dort die Vogelbrutzeit inklusive Jungtieraufzucht weitestgehend abgeschlossen ist. Außerdem ist im Spätsommer der Wasserstand am niedrigsten und die Bereiche wären am besten zu befahren.

Mit der zukünftigen Fertigstellung der Maßnahmen wird ein weiterer Meilenstein der Moorrenaturierung auf Staatswaldflächen und für das Gesamtsystem südliche Chiemseemoore erlangt werden. Doch auch nach dem Projektabschluss wird sich weiterhin darum bemüht werden dieses einzigartige Mosaik an Lebensräumen mit seiner Vielfalt zu erhalten.

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