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Moore und Feuchtgebiete

Ochsenmoos

Bayern

Renaturierung eines durch Torfabbau geschädigten Hochmoors ohne Schäden durch schweres Gerät

Verlegung der GleiseFoto: Frank Weiß

Details

Projektträger:
LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Kreisgruppe Traunstein
Adresse:
Alter Sportplatz 30
83236 Feldwies
Förderprogramme:

nein

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Projektbeschreibung

Lage

Das Ochsenmoos liegt im Landkreis Traunstein im Voralpengebiet. Im Süden liegt die Große Kreisstadt Traunstein, im Norden das Dorf Kammer, westlich Weibhausen. Es liegt in einem hügeligen Waldgebiet abseits von Straßen oder Waldwegen.

Historie

Traunstein und der südliche Chiemgau waren nach der letzten Eiszeit von vielen Mooren durchzogen. Im Lauf der Jahrhunderte wurden viele davon trocken gelegt oder der vorhandene Torf abgestochen. Nur noch ein kleiner Bruchteil der damaligen Hoch- und Niedermoore sind heute noch vorhanden.

Auch das Ochsenmoos nördlich von Traunstein war nur noch in Ansätzen erkennbar. Nachdem man längere Zeit dort maschinell Torf abgebaut hatte, wurde das Hochmoor großteils mit Fichten aufgeforstet.

Entwicklung

Die Fläche fiel einem unserer Mitglieder vor mehr als 20 Jahren auf, da an einigen Stellen noch Wollgras wuchs. Es war aber offensichtlich, dass nur ohne die entwässernden Fichten und mit Verschließen der Entwässerungsgräben die Fläche wieder renaturiert werden könnte. Da die Fläche im Besitz der Bayerischen Staatsforsten BaySF ist, wurde dort zuerst nachgefragt, ob wir sie renaturieren dürfen. Nach deren Zusage und einigen Recherchen wurden vom damaligen Torfwerk Ainring (ca. 30km entfernt) Torfbahngleise organisiert, die Mitte Juli 1996 geliefert wurden. Auf mehreren Hundert Metern Länge konnten so mit mehreren Feldbahnwagen Baumstämme und Daxen (also die am Stamm abgeschnittenen Äste) aus dem Gebiet herausgefahren werden. Bei dem weichen Boden war dies die einzige Möglichkeit, ohne Flurschäden die schweren Stämme zu transportieren.

Ziel

Die zwei Schwerpunkte bei dem Projekt zielten beide darauf, den für den Torfkörper lebenswichtigen Wasserhaushalt wiederherzustellen. Dazu wurden zum einen Fichten entfernt, die als Flachwurzler den oberen Bodenschichten Wasser entziehen. Zum anderen sollte ein ca. 1,5 - 2 Meter tiefer künstlicher Graben, der die gesamte Fläche durchschnitt, verschlossen werden. Dieser leitete ganzjährig das Wasser aus dem Gebiet. Mehrere Dämme sollten den Abfluss bremsen und das Wasser so lange wie möglich zurückhalten, damit die typische Fauna und Flora eines Hochmoors zurückkehrt.

Umsetzung

Die ca. 10 Hektar wurden nur mit Hilfe der Feldbahn, Winden, Rollen, kleiner Seilbahnen und natürlich von Hand renaturiert. Die Gleisstrecke der Bahn begann am Ende einer Forststraße und wurde von dort immer wieder neu verlegt, um auch in die hinteren Winkel des Ochsenmooses zu kommen. Holzschwellen unter den Schienen wurden aus umgeschnittenen Fichtenstämmen geschnitten. Winden und Rollen wurden meist in Handarbeit in einer privaten Werkstatt geschmiedet oder gedrechselt. Das Füllmaterial für die insgesamt 5 Hauptdämme entlang der Entwässerungsgrabens wurde mit Torf aus kleinen Torfstichen gewonnen. Um die Ausgasung von CO2 zu minimieren, wurde der gestochene Torf mit der Bahn zum nächsten Damm gefahren und schnellstmöglich eingebaut. Die Arbeiten fanden zu jeder Jahreszeit statt; im Winter wurden Bäume gefällt und entastet, im Sommer Gleise neu verlegt oder die ersten Dämme in die Entwässerungsgräben gebaut.

Flora/Fauna

Stück für Stück wurde aus einem monotonen Fichtenwald ein reaktiviertes Hochmoor, in dem sich schnell wieder typische Arten wie Wollgras, Sonnentau, Libellen, Perlmuttfalter, Bläulinge, verschiedene Ameisenarten, Schlangen und Eidechsen einfanden. Da von Anfang an Wert darauf gelegt wurde, keine Fällmarken zu hinterlassen und durch die Bahngleise sehr bodenschonend gearbeitet wurde, erkannte man schon wenige Wochen nach Rückbau der Gleise nicht mehr, dass das Moor sich erst wieder entwickeln musste.

heutiger Stand

Es wird seit Jahrzehnten renaturiert und beheimatet noch letzte Hochmoorbereiche. Heidelbeere, Besenheide und das goldgelbe Pfeifengras sind aber Hinweise auf eine zunehmende Austrocknung der Flächen durch Entwässerung.

Erstaunlich ist vielleicht nicht, dass mit dem neuen Ochsenmoos ein wichtiger Wasser- und CO² Speicher auferstanden ist, sondern dass die Aktiven eine Vision über Jahrzehnte verfolgen und auch durch Rückschläge nicht ihr Ziel aus den Augen verlieren. Besonders Gerhard D., der das Potential der Fläche entdeckte, setzte sein Können, seine Freizeit und Engagement für die Natur ein. Das Ochsenmoos ist ein toller Beweis dafür.

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