Mit rund 4.300 ha, auf denen naturschutzfachliche Maßnahmen durchgeführt werden sollen, macht die Bezeichnung "Naturschutzgroßprojekt" wirklich Sinn. Entsprechend groß ist natürlich auch der Kreis derer, die am Projekt beteiligt sind. Mit allen zusammen sollen das Projekt umgesetzt und die Projektziele erreicht werden.
Der Schwarzwald-Baar-Kreis ist Träger des Naturschutzgroßprojektes Baar. Schon während der Antragsphase hat der Schwarzwald-Baar-Kreis die Zustimmung des Landkreises Tuttlingen sowie der beteiligten zehn Städte und Gemeinden eingeholt.
Ziel des NGP Baar ist es zum einen, die Wald-, Trocken- und Feuchtlebensräume für den Arten- und Biotopschutz und den Biotopverbund zu sichern. Zum anderen wird aber auch die qualitative und quantitative Verbesserung von bedeutsamen Lebensräumen angestrebt. Damit leistet das Naturschutzgroßprojekt einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Verbesserung der Biodiversität, also der biologischen Vielfalt. Zudem wird das NGP Baar durch den Schutz alter Wälder und von Mooren, durch die Renaturierung entwässerter Moore und Feuchtgebiete, sowie die Nutzungsextensivierung auf Moorstandorten, einen nachhaltigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in der Region leisten.
Zusammengefasst lassen sich Entwicklungsziele des NGP Baar wie folgt formulieren:
- Sicherung und Optimierung von Flächen für den Arten- und Biotopschutz
- Förderung des Biotopverbundes auf der Baar und zu den angrenzenden Gebieten
- Aktiver Beitrag zum Klimaschutz
Details
- Projektträger:
- Naturschutzgroßprojekt Baar/Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis
- Adresse:
- Neckarstraße 120
78056 Villingen-Schwenningen - Förderprogramme:
Förderprogramm
chance.natur - Bundesförderung Naturschutz
vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)/Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Fördermittelgeber
75 % BMUV/BfN
15 % Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
- Kooperationspartner:
- Landratsamt Landkreis Tuttlingen
Projektbeschreibung
FINANZEN UND LAUFZEIT
Das NGP wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des BMU zu 75 % gefördert. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) gibt weitere 15 % zur Finanzierung des Projektes. Der Eigenanteil des Projektträgers liegt dadurch bei 10 %. Diesen teilen sich die beiden Landkreise. Während des Projektes I haben sich am Eigenanteil auch die Kommunen beteiligt.
Das Naturschutzgroßprojekte Baar teilt sich in zwei Teilprojekte auf:
Projekt I
Das Projekt I, die Planungsphase, begann auf der Baar 2013. Mit der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes (PEPL) wurde das Institut für Landschaft und Umwelt (ILU) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen beauftragt. Das Projekt I endete mit der Fertigstellung des PEPL 2017. Für die Erstellung des PEPL wurden umfangreiche Bestandserhebungen durchgeführt. Daraus leitete das ILU die naturschutzfachlichen Ziele ab und entwickelte daraufhin die Maßnahmen. Die erstellten Pläne wurden mit den zuständigen Verwaltungen, Städten und Gemeinden, aber auch den Interessenvertretern der Landwirte, Fischer, Naturschutzverbände etc. abgestimmt und die Planung angepasst. Die Gesamtausgaben für das Projekt I beliefen sich auf rund 1,1 Mio. Euro.
Projekt II
Im Mai 2018 startete das Projekt II (Umsetzungsphase). Während der zehnjährigen Laufzeit, bis voraussichtlich 2028, sollen die Maßnahmen des PEPL realisiert werden. Für das Projekt II sind derzeit insgesamt knapp 8,5 Mio. Euro eingestellt. Etwa 77 % der bereitgestellten Mittel stehen für die eigentlichen Maßnahmen, den Flächenerwerb und mögliche Ausgleichszahlungen sowie für die Öffentlichkeitsarbeit und die Projektevaluation bereit.
ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZ
Die Baar ist Heimat seltener Tier- und Pfl anzenarten. Ziel des Projektes ist es, die Lebensräume der vielen – zum Teil sehr seltenen Arten – zu schützen und zu verbessern. Dazu ist der Biotopschutz das Mittel der Wahl.
Bei den Zielbiotopen handelt es sich um wertgebende Biotope und Biotopkomplexe, welche typisch und prägend für die Baar sind:
- Hoch- und Übergangsmoore
- Streuwiesen, Kleinseggenriede und trockene Moorränder
- Feucht- und Nassgrünland
- Großseggenriede und Röhrichte
- artenreiche Tannen-Mischwälder der Zentralbaar
- lichte Eichen- und Buchenwälder und Reliktkiefernwälder
- lichte Waldränder mit vorgelagerten Magerrasen und Säumen.
Um eine qualitative und quantitative Verbesserung der Lebensstätten zu erreichen, wurden im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) sehr unterschiedliche Maßnahmen formuliert. Diese reichen von der Gewässerrenaturierung, über die extensive Nutzung zur Offenhaltung von Magerrasen bis hin zur Nutzungsaufgabe im Wald.
BIOTOPVERBUND
Neben der Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz stellt das Projektgebiet auch ein wichtiges Glied für den nationalen und internationalen Biotopverbund dar.
Durch die Flächensicherung und -entwicklung können gleich für drei bedeutende Großlebensräume verbindende Achsen gesichert und entwickelt werden: Die Wälder der Baaralb und des Albtraufs verbinden zusammen mit der Schwäbisch-Fränkischen Alb und dem Schwarzwald den Osten Europas mit dem Westen Europas.
Zusätzlich besteht über das Alb-Wutach-Gebiet die Fortsetzung und Verbindung der Trockenlebensräume der Schwäbisch- Fränkischen Alb in die Schweiz hinein.
Die Baar verbindet aber auch die großen europäischen Flusssysteme des Rheins und der Donau miteinander. Darüber hinaus stellt sie wichtige Rast- und Überwinterungsplätze für ziehende Vögel bereit.
Dem Biotopverbund und der Durchwanderbarkeit des Projektgebietes kommen vor dem Hintergrund des Klimawandels eine sehr große Bedeutung zu: Um den Veränderungen ihrer Lebensräume durch die Erwärmung ausweichen zu können, brauchen Tiere und Pfl anzen Rückzugsräume, die ihren Ansprüchen genügen. Die montane und durch ein kaltes, kontinentales Klima geprägte Baar kann mit ihren wertvollen Mooren, Wäldern und Magerrasen in Zukunft ein Rückzugsraum für alpigene Reliktarten sein.
KLIMASCHUTZ
Natürliche oder naturnahe Wälder und Moore sind kohlenstoffreiche Ökosysteme und können in naturnahem Zustand wichtige Kohlenstoffsenken im Gashaushalt darstellen. Somit kommt ihnen eine bedeutende Rolle im Klimaschutz zu.
Durch den Schutz alter Wälder und intakter Moore, durch die Renaturierung entwässerter Moore und Feuchtgebiete, sowie die Nutzungsextensivierung auf Moorstandorten, wird das NGP Baar einen nachhaltigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in der Region leisten. So sollen bei der Maßnahmenplanung konsequent die Auswirkungen des Klimawandels – soweit bekannt und für den Projektraum und die Arten konkretisierbar – berücksichtigt werden, um eine Nachhaltigkeit der Maßnahmen auch bei veränderten Bedingungen zu gewährleisten.-