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Moore und Feuchtgebiete
Wälder

Günzburger Mooswald – Was macht der Wald im Moor?

Bayern
Der Günzburger Mooswald ist ein 68 ha großes Waldgebiet in einem entwässerten Niedermoor. Die systematische Entwässerung der kleinräumigen Torfstiche wurde in den 1930er Jahren in Angriff genommen, wo ‚Ödland‘ für die Nahrungsmittelproduktion urbar gemacht wurde und erreichte nach dem zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Der seit etwa 1930 sich auf trockeneren Stellen etablierende Mooswald wurde ab 1960 mit 25 ha Fichtenaufforstung erweitert. Bereits in den 80er Jahren zeichnete sich eine Trendwende ab: Naturschutzbelangen wurde ein höherer Stellenwert eingeräumt, die Zielkonflikte von Landwirtschaft, Trinkwassergewinnung, Rohstoffabbau und Naturschutz sowie Freizeitnutzung galt es zu entflechten. Die Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. (ARGE) wurde gegründet, um das 1992 ausgewiesene Naturschutzgebiet Leipheimer Moos zur Erhaltung des Moorkörpers zu vernässen. Die Wiedervernässung des Niedermoores, zunehmende Biberaktivitäten und Sturmereignisse bildeten eine schlechte Zukunftsprognose für den Mooswald. Im Dialog von Naturschutz, Forst und Stadt wurde die ökologische Umgestaltung des Mooswaldes erarbeitet: Die Stadt Günzburg verzichtet auf eine forstwirtschaftliche Nutzung und schafft mit einer Initialpflanzung aus Erlen und Moorbirken die Voraussetzungen für einen feuchten Naturschutzwald mit lichten Waldstrukturen. Der Wald bleibt sich selbst überlassen und soll künftig in das Naturschutzgebiet eingebunden werden. Nicht Moor statt Wald, sondern Moor und Wald!
Neuanfang nach Entfernung der Fichten-MonokulturFoto: ARGE Donaumoos

Details

Projektträger:
Stadt Günzburg
Adresse:
Schloßplatz 1
89312 Günzburg
Förderprogramme:
- Die Regierung von Schwaben (RvS) unterstützte das Projekt mit finanziellen Mitteln, damit der aufgegebene Fichtenwald an anderen Standorten mit Waldflächen im Auwald ausgeglichen werden kann. - Der Waldumbau erfolgte in enger Abstimmung mit der Forstbehörde beim Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) mit Sitz in Krumbach, die auch die Initialpflanzung des Mooswaldes finanziell gefördert haben.
Kooperationspartner:
Forstamt Günzburg, Landratsamt Günzburg, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V., Regierung von Schwaben
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Projektbeschreibung

Im Nordwesten von Günzburg befindet sich das 68 ha große Waldgebiet – Mooswald. Es liegt auf einem 260 ha großen städtischen Flurstück im Niedermoorgebiet. Die Gebietskulisse ist heute strukturell geprägt von Baggerseen, landwirtschaftlicher Nutzung auf Acker- und Grünlandflächen, Entwässerungsgräben, Röhrichtstreifen, Heckenkomplexen und vereinzelten Waldinseln. Die sogenannte Moorkultivierung, dieses ehemals unwirtlichen Grenzlandes zwischen Württemberg und Bayern, erfolgte erst in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Bis dato war der „Günzburger Torfstich“ die einzige Nutzungsform im Gebiet, die unkoordinierte kleinflächige Entwässerung durch Gräben war einzig zum Torfabbau entstanden. Die darauffolgenden systematischen Entwässerungen des Moorgebietes, die Urbarmachung als landwirtschaftlich nutzbare Flächen mit gleichzeitigem Wegebau strukturierten und formten die Landschaft um. Wo sich ehemals karge Viehweiden und Torfstiche befanden, wurden durch die Ausweitung der Grabensysteme und Ertüchtigung kleinerer bereits vorhandener Gräben Ackerflächen zur Nahrungsmittelproduktion und bei höherem Wasserstand Grünlandflächen geschaffen. Wald wurde zur Holzproduktion auf entfernt gelegene Grenzstandorte gepflanzt. Prägend für das Landschaftsbild waren ab dann landwirtschaftliche Flächen und durch Beweidung geprägte Wälder und Wiesen. In den 1960er Jahren wurden weitere Flächen in einem Umfang von 25 Hektar als Ausgleichsflächen mit Fichten aufgeforstet. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Versorgungsknappheit mit Holz ein entscheidender Faktor. Reparationshiebe der Alliierten und der einsetzende Bauboom ab den 60er Jahren führten zu Holzmangel. Die Anpflanzung mit pflegeleichten und schnellwachsenden Baumarten wie der Fichte war der wichtigste Schritt um große Flächen schnell wieder zu Wald zu formen. Bereits zu Beginn der 90er Jahre zeichnete sich eine Trendwende ab: die Arten- und Biotopausstattung im Donaumoos nahm rasant ab, fortan galt es, die Interessen und Zielkonflikte von Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Rohstoffabbau und Naturschutz zu entflechten. Das Wiedervernässungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. (ARGE Donaumoos), gegründet mit dem Ziel das Kerngebiet des schwäbischen Donaumooses zu erhalten und den Torfschwund zu stoppen, die Rückkehr des Bibers und verschiedene Sturmereignisse boten v.a. für den mit Fichten bestockten Bereich des Mooswaldes keine günstigen Zukunftsprognosen.. Der Trend der absterbenden und umbrechenden Fichten, begünstigt durch periodische Überschwemmungen, wurde genutzt und in ein Naturschutzprojekt transformiert. Die „ökologische Umwandlung des Mooswaldes“ unter Auszug der Fichte mit einem Nutzungsverzicht von Seiten der Stadt Günzburg wurde als Gemeinschaftsprojekt entwickelt. Unter der Federführung des AELF in Kooperation mit der höheren Naturschutzbehörde, der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. und der Stadt Günzburg wurde das Entwicklungsziel „feuchter bis nasser Naturschutzwald mit lichten Waldstrukturen und hoher ökologischer Wertigkeit“ erarbeitet. Der bestehende Fichtenbestand wurde soweit als möglich entnommen und verwertet. Als Initialpflanzung wurden Moorbirken und Erlen, mit dem Ziel der Etablierung eines Erlenbruchwaldes ausgebracht. Mit Abschluss der Pflanzung wurde das gesamte Waldgebiet sich selbst überlassen. Der Günzburger Mooswald liegt vollständig im Landschaftsschutzgebiet „Leipheimer und Günzburger Moos“ (LSG-00288.01), ausgewiesen seit dem 07.07.1977, und im EU-Vogelschutzgebiet „Schwäbisches Donaumoos“ (7427-471). Der nördliche Teil des heutigen Waldkomplexes ist als Naturschutzgebiet „Leipheimer Moos“ (NSG-00425.01) ausgewiesen und gehört zum FFH-Gebiet „Leipheimer Moos“ (7527-371). Gemäß einem Beschluss des Günzburger Stadtrates im Februar 2022 soll das Naturschutzgebiet um die gesamte Fläche des Günzburger Mooswaldes erweitert werden, nicht zuletzt, um die hohe ökologische Wertigkeit der Gebietsentwicklung zu unterstreichen Aus heutiger Sicht ist der 2009 in Angriff genommene Umbau in einen nassen Erlenbruchwald durch die kleinstandörtlich sehr unterschiedliche Wasserversorgung nicht wie erwartet ausgefallen. Kleine kiesige und sandige Standorte sind mittlerweile Baum frei und bilden eine interessante Kraut- und Strauchschicht aus. Entstanden ist ein sehr vielfältiges Waldgebiet, das mit schattigen und lichten Strukturen und den unterschiedlich hohen Wasserständen ein sehr hohes Potenzial für die Tier- und Pflanzenwelt bietet. Bezieht man die umliegenden Moor- und Grünlandflächen mit ein, so ist ein ideales Brut- und Rastgebiet für die Vogelwelt entstanden. Ein im Projektverlauf geplantes Arten-Monitoring soll auf Basis der unterschiedlich begrenzten Wasserverfügbarkeit im Gebiet bewertet werden, um den dynamischen Umwandlungsprozess adäquat zu begleiten. Die vielen Facetten des Moorwaldes und die mit dem Prozess einhergehenden Veränderungen werden für die Bürger erlebbar und begreifbar.

Dokumente

Anhang_05_5_TG_NaturerlebTafel-Mooswaldsee_reduz.pdfGröße 3741 KB
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