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Moore und Feuchtgebiete

Aktion Grün - Projekt Moorschutz im Weyrichsbruch

Rheinland-Pfalz

Das Weyrichsbruch ist ein Quellmoor im Osburger Hochwald innerhalb des Naturparks Saar-Hunsrück. Das Moor ist ca. 6,5 ha groß und eingebettet in ein Forstrevier im Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz (RP). Für den Schutz der Hangmoore, im Hunsrück auch „Brücher“ genannt, trägt Rheinland-Pfalz eine europaweite Verantwortung.

Um eine bessere forstwirtschaftliche Nutzung zu erreichen, wurden die Bruchstandorte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts durch systematisch angelegte Gräben entwässert, die heute noch wirksam und deutlich zu erkennen sind. Die entwässernde Wirkung wird rückgängig gemacht, um den Lebensraum wiederherzustellen.

Das Aktion Grün-Projekt „Moorschutz im Weyrichsbruch“ in der Trägerschaft der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) startete im Frühjahr 2022. Zu Beginn wurden wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Ergebnisse aus der Kartierung der Mächtigkeit des Torfkörpers und der Torfmoose helfen bei der zielgerichteten Umsetzung der Maßnahmen.

Die Entwässerungsgräben werden händisch oder maschinell verschlossen. Das Wasser wird angestaut, breitet sich im Torfkörper aus und der Wasserspiegel steigt in der Fläche wieder an; eine Zersetzung des Torfes und CO2-Emission kann gemindert werden.

Trotz des Eingriffes in diesen Lebensraum ist der Charakter des Bruchstandortes erkennbar. Typische Pflanzenarten wie Scheidiges Wollgras, Torfmoose und Moorbirken sind vorhanden und profitieren von den Maßnahmen, die zudem Hochwasserereignisse mindern können.

Freiwillige des BWP im Einsatz für das WeyrichsbruchFoto: SNU RLP

Details

Projektträger:
Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz
Adresse:
Diether-von-Isenburg-Straße 7
55116 Mainz
Förderprogramme:

In 2017 ist in Rheinland-Pfalz das Landesprogramm „Aktion Grün“ gestartet. Eine der Handlungsgrundlagen dafür bildet die 2015 vom Ministerrat verabschiedete Biodiversitätsstrategie. Sie legt jeweils Ziele und Maßnahmenschwerpunkte fest und wird durch die "Aktion Grün" umgesetzt. Sie ist damit nicht nur ein Förderprogramm, sondern auch eine Kampagne für den Naturschutz. Das Projekt "Moorschutz im Weyrichsbruch" wird mit 80% vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität gefördert.

Kooperationspartner:
Landesforsten Rheinland-Pfalz, Bergwaldprojekt e.V., Universität Koblenz
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Projektbeschreibung

Geologisch ist das Weyrichsbruch im Hochwald dem rheinischen Schiefergebirge zuzuordnen und entwickelte sich im Erdzeitalter des Unterdevons vor ca. 400 Millionen Jahren. Die Entstehung der sogenannten „Hangmoore“ begann im Zeitraum des Älteren Subatlantikums vor ca. 3.000 Jahren. Dies wurde im Rahmen umfangreicher vegetationskundlicher Untersuchungen festgestellt. Im Osburger Hochwald ist mit einer bis zu 1.000 m mächtigen Schichtung von Quarzitgestein zu rechnen, in dessen Hohlräumen sich das Grundwasser sammelt, das aus den Quellen - oftmals Wanderquellen - mit hervorragender Wasserqualität austritt. Noch bis in das 18. Jahrhundert waren die Quarzitrücken des Hunsrücks von einer Vielzahl von Quell- oder Hangmooren umgeben.

Durch das systematische Anlegen von Entwässerungsstrukturen seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Wasserspiegel gesenkt und der Wasserhaushalt stark gestört. Deutlich erkennbar ist dies u.a. an den Bäumen, hier vor allem alten Moorbirken, die scheinbar auf Stelzenwurzeln stehen. Das zeigt, dass der Torfkörper sich aufgrund des Wassermangels und folglich der Reaktion mit Sauerstoff zersetzt hat, vererdet und geschrumpft ist. Auch das flächenhafte Vorkommen der Torfmoose ist stark zurückgegangen. Obwohl die Gräben bis heute erkennbar und wirksam sind, konnten sich moortypische Pflanzenarten wie Wollgräser, Torfmoose und die Moorbirke in der Fläche halten.

Vor etwa 25 Jahren wurden im Weyrichsbruch erste Maßnahmen zur Wiedervernässung durchgeführt. Die damals errichteten Staue aus Rundhölzern haben allerdings heute ihre Wirkung größtenteils verloren. Im Rahmen des hier beschriebenen, aktuell laufenden Projektes wird der Verschluss der Gräben erneuert und fortgeführt.

Das wesentliche Ziel dabei ist, möglichst viel Wasser langfristig in der Fläche zu halten. Der Abfluss soll verzögert und verlangsamt werden. Das dient dem Lebensraumerhalt sowie den daran gebundenen Arten der Flora und Fauna.

Dabei trägt der Wasserrückhalt in den oberen Lagen zum Schutz vor Hochwasserspitzen in den Tälern bei bzw. sorgt in Trockenphasen für eine kontinuierliche und ausgleichende Wasserschüttung.

Außerdem wird durch die Anhebung des Wasserspiegels auch die weitere Zersetzung des Torfes und damit die Emission von CO2 gestoppt. Im besten Fall kann der Torfkörper wieder wachsen und zusätzlichen Kohlenstoff binden und damit als CO2-Senke fungieren.

Sowohl vor der Umsetzung der eigentlichen Maßnahmen zur Wiedervernässung als auch begleitend dazu wurden und werden wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Durch die Kartierung der Torfmächtigkeit und der Torfmoose können die Maßnahmen zielgerichtet geplant werden. Das Monitoring der Zieralgen gibt Aufschluss über die Zustandsentwicklung des Moorstandortes. Das hydrologische Monitoring mit Abflussmessungen zeigt bereits kurzfristig die ersten Effekte des Wasserrückhaltes. Die Untersuchung der Makrozoebenthos-Vorkommen im Quellbach ober- und unterhalb eines Rohrdurchlasses am Forstwirtschaftsweg lässt Rückschlüsse auf die Wasserqualität zu. Außerdem lassen sich daraus Empfehlungen hinsichtlich der Gewässerdurchgängigkeit ableiten.

Zum Verschließen der Gräben kommen einerseits händische und andererseits maschinelle Verfahren zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt e.V. (BWP) sowie dem Verein für Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten (IBG) werden im Rahmen von Freiwilligen-Einsätzen im besonders sensiblen Kernbereich der Quellmoore die händischen Maßnahmen umgesetzt. Dazu werden an vorher festgelegten Stellen Spundwände aus Holz in die Gräben eingebaut, die das Wasser aufstauen. Diese Bauwerke befinden sich am Ende vollständig unter der Erde, sodass sie unter Ausschluss von Sauerstoff konserviert werden und nicht durch Verrottung ihre Wirkung verlieren. Die Zwischenbereiche der Gräben werden mit Sägespänen und Holzhackschnitzeln verfüllt. Das Material wird dabei so in den Graben eingearbeitet, dass es sich mit dem umgebenden Torfkörper verbindet und das Wasser bei Sättigung des Bodens an der Oberfläche ansteht. Das „Impfen“ mit vorher aus dem Graben entnommenen Pflanzen wie Binsen und Torfmoosen verhindert die Erosion des Materials. Bereits im Laufe von ein bis zwei Vegetationsperioden schließt sich oftmals die Pflanzendecke, so dass der Graben optisch nicht mehr erkennbar ist.

In den Randbereichen des Hangmoores kommt für die Grabenverschlussarbeiten ein Moorbagger mit geringem Bodendruck zum Einsatz. Neben den Entwässerungsgräben befinden sich hier zusätzlich Erschließungslinien der Forstwirtschaft, welche die gleiche Wirkung haben und daher mithilfe des Baggers verschlossen und unwirksam gemacht werden. Dazu werden sogenannte „Erdplomben“ eingebaut – das Material dazu wird direkt aus der Fläche entnommen. Diese Erdplomben werden ebenfalls so in die Gräben eingearbeitet, dass sie sich mit dem umliegenden Erdkörper verbinden und eine homogene Fläche bilden.

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