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Moore und Feuchtgebiete
Kultur- und Agrarlandschaften

Wiederherstellung und Erhalt der Moorlandschaft Alperstedter Ried

Thüringen

Die Moorlandschaft Alperstedter Ried als überaus artenreiches Kalkflachmoor wird nach der Wiedervernässung seit 2015 mit Exmoor-Ponys, Rotem Höhenvieh und karpatischen Wasserbüffeln ganzjährig extensiv durch einen Zusammenschluss der örtlichen Landwirtschaftsbetriebe beweidet und durch die Stiftung Naturschutz Thüringen naturschutzfachlich betreut. Nach acht Jahren Beweidung zeigt sich ein neu strukturiertes, überaus artenreiches Gebiet, wobei Wiederfunde und höhere Zahlen konkurenzschwacher Pflanzenarten, Wiesenbrüter und eine reiche Insektenfauna besonders ins Auge fallen. Die neu hinzugenommenen Ackerflächen auf Niedermoor-Böden, die vor allem mittels Mahdgutübertragung in Grünland umgewandelt werden konnten, weisen bereits eine herausragend arten- und blütenreiche Ausstattung auf. Die Ergebnisse machen Mut, den Ansatz der Ganzjahresbeweidung sukkzessive auch weiter in die Fläche zu Tragen, um die Potentiale für Artenvielfalt, Klimaschutz, Auenrenaturierung und Regionalentwicklung zu heben.

Rotes Höhenvieh auf den ErweiterungsflächenFoto: Stiftung Naturschutz Thüringen

Details

Projektträger:
Stiftung Naturschutz Thüringen
Adresse:
Gothaer Straße 41
99094 Erfurt
Förderprogramme:

Mittel des Thüringer Umweltministeriums

Mittel des Thüringer Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation

Kooperationspartner:
ARUA Agrar GmbH, Gemeinde Alperstedt, Land Thüringen, Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation, Flurbereinigungsbereich Gotha
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Projektbeschreibung

Die Moorlandschaft Alperstedter Ried hat eine lange Vorgeschichte. Die naturschutzfachliche Bedeutung als Kalkflachmoor, umgeben vom Thüringer Becken und in der Gera-Unstrut-Niederung gelegen, wurde bereits in den 1930er Jahren erkannt.

Erste Kernflächen wurden bereits 1938 und in seiner heutigen Ausdehnung mit 101 Hektar 1967 als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt. 2007 erfolgte die Ausweisung als SPA Gebiet "Gera-Unstrut-Niederung um Straußfurt" sowie 2011 auch als FFH Gebiet "Haßlebener Ried-Alperstedter Ried". Nach verschiedenen für Flora und Fauna des Gebiets sehr ungünstigen Vorgängen (Entwässerung, Torfabbau, Nährstoffeinträge durch Abwasser, intensive Nutzung oder Nutzungsaufgabe) begann man in den 1980er Jahren mit Pflegemaßnahmen (v.a. Entbuschung, einschürige Mahd, schwache Winterbeweidung mit Schafen und lokalem Anstau von Gräben), was zu kleinen Erfolgen führte. Schutz und Pflege des Gebiets wurden 1993 im Arten- und Biotopschutzkonzept Mittelthüringen aufgegriffen. Dieses sieht eine extensive Beweidung für große Teile des Alperstedter Rieds mit Robustrindern und Pferden vor. 1997 wurden Dauerbeobachtungsflächen zur Beobachtung der Vegetationsentwicklung angelegt. Für die Wiedervernässung bzw. Optimierung des Wasserhaushalts zur Erhaltung der gefährdeten Arten und Lebensraumtypen wurden Flächenankäufe durch das Land Thüringen und die Stiftung Naturschutz Thüringen getätigt und ein Flurneuordnungsverfahren beantragt und 2011 gestartet. Hinzu kamen später Flächen des Nationalen Naturerbes. 2013/2014 wurde ein umfangreicher Managementplan für das Alperstedter und das benachbarte Haßleber Ried erstellt und die FFH-Lebensraumtypen in den Gebieten kartiert und bewertet. Die Notwendigkeit zur Verfüllung oder dem Anstau einiger Gräben zur Wiedervernässung des Gebiets wurde nochmals betont. Die geplante Beweidung wurde durchaus kritisch gesehen, da es bisher kaum praktische Erfahrung mit der Beweidung von Pfeifengraswiesen und Stromtalwiesen gab. Weniger die Trittschäden waren Grund zur Sorge, sondern vielmehr, dass Teile des Gebiets von den Weidetieren gemieden werden könnten und durch das erneute Brachfallen, die bisherigen Erfolge auf den Pfeifengras- und Stromtalwiesen wieder zunichte gemacht werden könnten. Entsprechend wurde und wird die Maßnahmenumsetzung mit einem regelmäßigen Monitoring der Flächen begleitet.

Im Herbst 2015 startete die Umsetzungsphase durch das Flurbereinigungsverfahren, koordiniert durch die Stiftung Naturschutz Thüringen. 40 Hektar Niedermoor-Ackerflächen wurden als Pufferflächen mittels Mahdgutübertragung und Regiosaatgut in Grünland umgewandelt. Im Oktober 2015 begannen Exmoor-Ponies mit der Beweidung von 115 ha im westlichen Teil des Alperstedter Rieds mit den naturschutzfachlich extrem wertvollen Kernflächen "Pferderied" und "Bruchwiesen" und den neuen Erweiterungsflächen. Mittlerweile sind die Flächen im 8. Jahr mit Rotem Höhenvieh, den Exmoor-Ponys und karpatischen Wasserbüffeln beweidet, betreut durch die ARUA Agrar GmbH. Die Wiedervernässung erfolgte durch das Schließen der Entwässerungsgräben und einem steuerbaren Wehr am Hauptabflussgraben. Seit November 2022 ist durch ein weiteres kleines Stauwerk der gesamte Zulauf aus den mooreigen Quelltöpfen des Westteils des Naturschutzgebietes angestaut. In den tiefer gelegenen Bereichen der Bruchwiesen ist durch Feuchtmulden, Überstau und die Arbeit der Wasserbüffel ein wertvolles Mosaik an Feuchtflächen entstanden und die Kiebitze und Bekassinen sind zurück. Die extensive Ganzjahresbeweidung hat entgegen der Befürchtungen, gerade die verbrachten und verschilften Randbereiche wieder strukturiert und den Aufwuchs reduziert und so konkurenzschwachen und stark gefährdeten Arten wie dem Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris), der Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) oder der Niedrigen Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) die Rückkehr bzw. Ausbreitung ermöglicht. Auch der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) als Futterpflanze des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Maculinea nausithous) profitiert von der erst späten Nutzung, da die Weidetiere bei einer jährlichen Besatzstärke von 0,6-0,7 Großvieheinheiten/Hektar im Sommer im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Bauch im Futter stehen und mit dem Fressen nicht hinterher kommen. Erst durch die Beweidung in den Herbst und Wintermonaten wird der Großteil des Aufwuchses genutzt und es entstehen im zeitigen Frühjahr die kurzen Weiderasen mit Strukturelememten als Rückzugsbereiche. Hohe Dichten an Baumpiepern, Grauammern, Feldlerchen und Schafstelzen, sowie Braun-, Schwarz- und Blaukehlchen belegen den gesteigerten avifaunistichen Wert, der durch die erhöhten Insektenvorkommen in Folge des Dungs und der Stukturen auf der Fläche erklärt werde kann. Insgesamt konnten beim GEO-Tag der Natur 2018 1.327 Arten erfasst werden, wobei allein bei den Gefäßpflanzen 47 Arten der Thüringer Roten Liste vertreten sind. Mehr Informationen unter:

www.arua-agrar.de

Dokumente

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