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Kultur- und Agrarlandschaften

Schutz von mageren Mähwiesen im Mittelgebirge / Oberbergischer Kreis

Nordrhein-Westfalen

Seit 2013 betreibt der NABU Oberberg, mit finanzieller Unterstützung der Bezirksregierung und des Oberbergischen Kreises, das Projekt. Es werden Wiesen gesucht, die Kriterien von mageren Mähwiesen aufweisen: bestimmte Pflanzenarten, ein hoher Magerkeitsgrad, Blühaspekte. Ist die Fläche identifiziert, wird der Eigentümer bzw. Bewirtschafter herausgefunden. Das passiert zusammen mit der Biologischen Station Oberberg und dem Oberbergischen Kreis. Ist der Landwirt einverstanden, kartiert der NABU Oberberg die Fläche. Der Bewirtschafter unterschreibt ein Formular, dass er unsere Vorgaben einhält: schonende Mahd und möglichst staubfreie Werbung des Heus, später Mähzeitpunkt (ab dem ersten Juli), gute Trocknung. Ist das Heu in Rundballen gepresst, messen Ehrenamtler des NABU Oberberg noch auf der Fläche die Feuchtigkeit jedes Heuballen. Ist der Feuchtegrad im Ballen-Inneren niedriger als 12% Restfeuchte, werden die Werte aufgeschrieben und der Ballen bekommt eine Nummer und ist zertifiziert.

Durch das Projekt ist im Oberbergischen Kreis eine Diskussion zwischen Nutzern und Schützern entstanden: die Preise für Premium-Heu aus dem Projekt liegen mit 74,- EUR pro Rundballen in "normalen" Heu-Jahren erheblich über dem Marktpreis. Die Landwirte erkennen so, dass eine hohe Artenvielfalt auf der Fläche ein hochpreisiges Produkt erzeugen kann. Das zertifizierte Heu wird an Pferdehalter*innen verkauft. Die im Projekt erzeugten Mengen können jedes Jahr vollständig verkauft werden.

Verladen von HD-Ballen 2021Foto: NABU Oberberg

Details

Projektträger:
Naturschutzbund Deutschland Kreisverband Oberberg e. V. (NABU Oberberg)
Adresse:
Löffelsterzer Straße 15
51580 Reichshof
Förderprogramme:

Bezirksregierung Köln ELER Investiv, 10.000 EUR (2013-2023);

Oberbergischer Kreis, jährliche FÖNA- Weiterförderung, etwa 7.000 EUR;

Kooperationspartner:
etwa 10 Landwirte
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Projektbeschreibung

Die Landwirtschaft im Oberbergischen Kreis ist seit den 1960er Jahren dominiert von Grünland-Wirtschaft und Milcherzeugung. Die zunehmende Intensivierung dieser Bewirtschaftung führt zur Verringerung der Artenvielfalt auf den genutzten Dauer-Grünland-Flächen.

Die Idee für das Projekt entstand bei der Beobachtung, dass ein Nebenerwerbslandwirt seinen Betrieb einstellte. Das extensiv genutzte, artenreiche Grünland wurde fortan vom Nachbarn bewirtschaftet: die Zäune wurden entfernt und Gülle aufgebracht. Dies führte in kürzester Zeit zu einer Verarmung des Artenspektrums. Das ist kein Einzelfall: im Oberbergischen wird regelmäßig eine Intensivierung von vorher artenreichen, zwei-schürigen Mähwiesen hin zu Silage-Vielschnitt-Grünland beobachtet. Solche Silage-Wiesen bestehen oftmals nur noch aus fünf Pflanzenarten, wohingegen auf den typischen Heuwiesen über 40 Pflanzenarten vorkommen.

Das Ziel des Magerwiesen-Schutz Projekts ist es, Flächen zu finden und zu erhalten, die extensiv genutzt werden. Das soll dadurch geschafft werden, dass ein Heu produziert wird, das ein wertvolles Futter für Pferde ergibt und das hochpreisig dem Landwirt eine Inwertsetzung der artenreichen Flächen aufzeigt.

Bei der Begutachtung der Flächen, ob diese für das Projekt geeignet sind, wird auf die Pflanzenarten und die Nährstoffversorgung der Fläche geachtet. Zeigerarten wie Faden-Klee (Trifolium dubium), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Margerite (Leucanthemum vulgare) und Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) sollten auf der Fläche zu finden sein. Wenn diese Pflanzen flächig vorhanden sind und weitere Aspekte eine extensive Bewirtschaftung zeigen, kann die Fläche als Premium-Heu ins Projekt aufgenommen werden. Ist die Wiese noch nicht so artenreich, aber es ist eine schonende Nutzung zu erkennen und es gibt Bühaspekte, kann die Fläche als Magerwiesen-Heu ins Projekt aufgenommen werden. Premium-Flächen haben eine größere Pflanzen-Artenvielfalt als Magerwiesen. Entsprechend können die Landwirte mit Premium-Heu höhere Preise erzielen. Intensiv genutzte Heuwiesen werden nicht ins Projekt integriert.

Der Bewirtschafter garantiert, dass die Bewirtschaftung beibehalten wird: keine Düngung, späte Mahd. Für ein staubarmes, hochwertiges Heu, muss der Landwirt darüber hinaus garantieren, dass das Gras nicht zu tief geschnitten und schonend getrocknet wird.

Der NABU Oberberg kartiert die Flächen: es werden alle Pflanzenarten erfasst und die Deckungsgrade geschätzt. Außerdem wird der Landwirt über die Bewirtschaftung befragt, und die Informationen werden zu einem Infoblatt über jede Fläche zusammengefasst.

Alle Flächen im Projekt werden erst nach dem ersten Juli gemäht. Das soll dazu beitragen, dass die Blüten-Pflanzen Samen produzieren und sich erhalten können. Außerdem haben die Gräser ihre Samen verloren und das Heu ist energiearm.

Vor der Mahd überprüfen Ehrenamtler die Magerwiesen auf Schadpflanzen und entfernen diese. So können wir den Pferdehalter*innen garantieren, dass das Heu frei von Giftpflanzen ist.

Nach der Mahd werden alle Ballen ebenfalls von Ehrenamtlern mit einem Feuchte-Messgerät auf die Restfeuchte überprüft. Das passiert direkt auf der Fläche. Ist das Heu trocken, werden die Werte des Ballen aufgeschrieben und mit einer fortlaufenden Nummer versehen. Die Nummer wird am Ballen befestigt, in Form eines kleinen Etiketts, wetterbeständig, so dass jederzeit später nachvollzogen werden kann, von welcher Fläche der Ballen kommt, welcher Bewirtschafter, Feuchtwerte, Pflanzenarten etc. Im Jahr 2021 hat der NABU Oberberg auf diese Weise knapp 150 Tonnen Magerwiesen- und Premium-Heu vermarktet. Nach der Mahd wird das Heu eingelagert und an Pferde-Halter*innen verkauft.

Ein besonderes Ergebnis unseres Projekts ist eine stabile Erzeuger-Liefer-Beziehung in einer ansonsten mitunter von Misstrauen gestörten Marktsituation: durch die Kontrolle der Flächen auf Magerkeit, Pflanzeninventar und auf Schadpflanzen und über die Kontrolle des Erntezeitpunkts und Trocknungsgrad des Heus, agiert der NABU Oberberg als neutraler Vermittler zwischen Erzeuger und Abnehmer. Die dadurch erreichte exzellente Heuqualität rechtfertigt Preise, die auf dem unkontrollierten, konventionellen Heumarkt nicht zu erzielen sind. Im Jahr 2022 wird ein 1,20 m Rundballen Magerwiesen-Heu (etwa 200 kg) für 59,- EUR und ein Rundballen Premium-Heu für 73,- EUR vermarktet. Im Gegensatz dazu liegt der Preis für einen konventionellen 1,20 m Rundballen Heu in der Region bei 30,- EUR. Dieser erhebliche Mehrgewinn, der in Gänze dem Erzeuger zukommt, soll diesen zum Erhalt und zum Ausbau der Magerwiesen-Wirtschaft anregen.

Seit Beginn des Projekts konnte der Preis für das Heu mehr als verdoppelt werden.

Die Flächengröße im Projekt hat kontinuierlich zugenommen.

Mehrere Landwirte haben sich auf die Erzeugung von Magerwiesen-Heu spezialisiert und neue Landwirte fragen regelmäßig an.

Es konnten nachhaltige und langfristige Lieferbeziehungen etabliert werden.

Dokumente

Beschreibung_Wiese_Reichshof_Niedersteimel_Oben_im_Katzenbruch.pdfGröße 708 KB
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Beschreibung_Wiese_Bergneustadt_Galgenberg.pdfGröße 1043 KB
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