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Kultur- und Agrarlandschaften

LIFE-Projekt Erhaltung und Regeneration von Borstgrasrasen in Mitteleuropa

Saarland

Das Landnutzungsverhalten in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Dies hat unter anderem zur Folge, dass die typischen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten der Borstgrasrasen und Arnikawiesen mancherorts um bis zu 95 % zurückgegangen sind. Aus diesem Grund initiierte die Naturlandstiftung Saar das EU-geförderte LIFE-Projekt. Ziel war es, artenreiche Arnikawiesen in 34 Projektgebieten (Saarland, Rheinland-Pfalz, Belgien und Luxemburg) wieder herzustellen, zu pflegen und langfristig zu sichern.

Das Projekt zeichnet sich außerdem durch folgende Aspekte aus: Die hervorragende internationale Zusammenarbeit; Die Akteure vernetzten grenzübergreifend die Projektgebiete und Lebensräume; Planung sowie Maßnahmen wurden frühzeitig kommuniziert, die wissenschaftliche Aufbereitung öffentlichkeitswirksam dargestellt; Zur freien Information wurde eine eigene dreisprachige Website und ein Praxisleitfaden erstellt, daneben Flyer und Infobroschüren.

Lilagold-FeuerfalterFoto: NLS

Details

Projektträger:
Naturlandstiftung Saar
Adresse:
Feldmannstr. 85
66119 Saarbrücken
Förderprogramme:

EU-LIFE-Programm

Kooperationspartner:
Projektpartner sind in Luxemburg die Fondation Hëllef fir d’Natur, in Belgien die Naturschutzvereinigung „Réserves naturelles RNOB (NATAGORA)“ und in Deutschland die „Stiftung Natur und Umwelt Rheinland“, die „Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes (Delattinia)“ sowie federführend die Naturlandstiftung Saar.
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Projektbeschreibung

Was sind Borstgrasrasen und warum sind sie gefährdet?

Namensgeber für diesen artenreichen Wiesentyp ist das Borstgras (auch Hirschhaar, oder Bürstling genannt), das auf wechselfeuchten, sauren Böden vorkommt. Die Borstgrasrasen verdanken ihre Entstehung einer historischen Grünlandnutzung durch extensive Beweidung oder Mahd. Bis vor 50 Jahren waren sie in Mitteleuropa noch zahlreich und weit verbreitet. Durch Aufgabe der Nutzung, Nutzungsintensivierung oder Aufforstung haben die Borstgrasrasen europaweit jedoch mehr als 90 % ihrer ursprünglichen Fläche verloren und sind heute oft nur noch auf kleine Restflächen beschränkt. Sie zählen somit zu den am stärksten gefährdeten Lebensraumtypen in Europa und gehören nach der FFH-Richtlinie zu den prioritären Lebensräumen, für die besondere Schutzgebiete und Schutzmaßnahmen erforderlich sind.

Das Projekt

Um die einstigen Borstgrasrasen zu erhalten und wiederherzustellen, genehmigte die EU das von der Naturlandstiftung Saar initiierte Borstgrasrasen-Projekt, das von 2006 bis 2010 lief. Das Projekt war als internationales Kooperationsprojekt angelegt, wofür sich folgende Akteure zusammenschlossen:

die Naturlandstiftung Saar als Projektträgerin, die „Fondation Hëllef fir d’Natur“ aus Luxemburg, die Naturschutzvereinigung „Réserves Naturelles RNOB“ (Natagora) aus Belgien sowie die Stiftung „Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz“ und die „Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes“ (Delattinia).

Durch die Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern Deutschland, Luxemburg und Belgien konnten der wertvolle Lebensraum Borstgrasrasen über internationale Grenzen hinweg miteinander vernetzt werden. Die Maßnahmen zum Schutz der Borstgrasrasen fördern zusätzlich weitere FFH-Lebensraumtypen und -arten: Pfeifengraswiesen, Magere Flachland-Mähwiesen, Feuchte Heidegebiete, europäische trockene Heiden und besonders der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) profitieren von den Schutzmaßnahmen.

Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?

In 34 FFH-Projektgebieten auf rund 300 ha wurden die charakteristischen Pflanzen- und Tierarten der Borstgrasrasen gefördert. Die Projektflächen wurden zunächst Instand gesetzt: hierzu wurden die Flächen freigestellt, entbuscht und zum Teil mit Samenmaterial „beimpft.“ Im Anschluss an das Projekt konnten die Flächen von Landwirten wieder extensiv bewirtschaftet und somit nachhaltig gesichert werden.

Während die Projektgebiete im Saarland und in Teilregionen von Rheinland-Pfalz (Hunsrück) traditionell in erster Linie gemäht werden (gelegentlich mit Nachbeweidung), werden die Flächen in Luxemburg und Belgien vor allem durch Beweidung mit Schafen und Rindern genutzt, ohne vorher gemäht zu werden. Regelmäßige Arbeitstreffen und Aktionen wie beispielsweise ein Tagfalterworkshop im Saarland haben zwischen den Projektpartnern zu einem sehr guten Arbeitsklima und einem regen Informations- und Erfahrungsaustausch geführt. Im Jahr 2009 fand ein internationaler Workshop mit 80 Teilnehmern aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Rumänien statt. Dabei wurden Erfahrungen zur Pflege, zum Monitoring, zur Erhaltung von Arten und zur Vermarktung von Produkten der Borstgrasrasen ausgetauscht. Zuletzt wurde ein Leitfaden zur Regeneration und Pflege von Borstgrasrasen einwickelt, der allen zur Verfügung steht.

Ergebnisse

Die Identifikation der Bevölkerung für den aus einer historischen Nutzung hervorgegangenen Lebensraumtyp „Borstgrasrasen“ sollte durch das Aufzeigen nachhaltiger Nutzungsformen und im Rahmen einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit gefördert und wieder im Bewusstsein verankert werden. Dies ist gelungen: bei mehr als 50 Veranstaltungen, Vorträgen, Wanderungen mit Schulklassen und naturkundlichen Führungen in die Projektgebiete mit mehreren Hundert Teilnehmern fand ein Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen der Bevölkerung vor Ort, Fachleuten und politischen Entscheidungsträgern statt. In 18 Projektgebieten wurden 53 Infotafeln errichtet und 6 Infowege angelegt. So kann sich jeder individuell über das Projekt, den Lebensraum und die Tier- und Pflanzenarten informieren. Ein besonderes Naturerlebnis bietet das Geocaching (= eine Art moderner Schatzsuche) in einem Projektgebiet in Rheinland-Pfalz, entlang des Rundwanderwegs der „Arnikaschleife“ um die Burg Baldenau.

Eine Broschüre zum LIFE-Projekt, 19 regionsspezifische Flyer, ein Bestimmungsfaltblatt mit den wichtigsten Tier- und Pflanzenarten der Borstgrasrasen und Arnikawiesen u.v.m. wurden im Laufe des Projektes an die ortsansässige Bevölkerung und die unterschiedlichsten Interessensvertreter (Rathäuser, Schulen, Verbände, Tourismuszentralen) verteilt. Das Infomaterial kann bei der Stiftung Natur und Umwelt RLP (www.umweltstiftung.rlp.de) kostenlos bestellt werden.

Bis heute (Stand Mai 2023) konnten die Projektflächen in einem überwiegend guten Zustand erhalten werden.

Die internationale Zusammenarbeit hat die Projektpartner näher zusammengeführt, ein reger Austausch besteht noch heute.

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