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Moore und Feuchtgebiete

Zwischen Meer, Land und Wind: das Küstenüberflutungsmoor Karrendorfer Wiesen

Mecklenburg-Vorpommern

Zehn Kilometer nordwestlich von Greifwald liegt das Naturschutzgebiet „Insel Koos, Kooser See und Wampener Riff“ in einem 1.560 ha umfassenden Küstenüberflutungs- und Flachwasserareal. Die Unterschutzstellung 1990 diente dem Erhalt des stark gegliederten Bereichs der Südküste des Greifswalder Boddens mit seinen ausgedehnten Flachwasserbereichen, Windwatten und Küstenüberflutungsmooren. Eines der wertvollsten Schutzgüter sind die großflächig erhaltenen bzw. wiederhergestellten Salzgrasländer der Küstenüberflutungsmoore, die einer Vielzahl von Wat- und Wasservögeln sowohl Brut- als auch Rasthabitat bieten und gleichzeitig durch aufwachsende Salzweidentorfe dem Klima- und Küstenschutz dienen

Im Rahmen des Nationalen Naturerbes wurden der Succow Stiftung 2016 die Karrendorfer Wiesen übertragen, eine Fläche von 350 ha, die im Schutzgebiet eingebettet ist. Die Stiftung engagiert sich für den langfristigen Erhalt der Fläche und setzt Maßnahmen um, welche die natürliche Küsten- und Überflutungsdynamik in dem Küstenüberflutungsmoor und anthropo-zoogenem Salzgrasland erhalten und verbessern. War dieser besondere Moortyp vor wenigen Jahrhunderten charakteristisch für das Landschaftsinventar, kommt er heute nur noch an wenigen Stellen der Boddenküste in Mecklenburg-Vorpommern vor. Die Wiesen bieten einen bedeutenden Lebensraum für sehr seltene und gefährdete Pflanzenarten, aber auch für Limikolen und andere Küstenvögel, die landes- und bundesweit dramatische Bestandsrückgänge aufweisen.

Karrendorfer WiesenFoto: J. Lessmann

Details

Projektträger:
Michael Succow Stiftung
Adresse:
Ellernholzstraße 1/3
17489 Greifswald
Förderprogramme:

Den Erhalt der Karrendorfer Wiesen fördert die Kurt Lange Stiftung & die Stiftung Feuchtgebiete. Die filmische Dokumentation der Fläche fördert die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE). Ostseelandschaften Vorpommern e. V. unterstützt uns bei der fachlichen & praktischen Betreuung der Fläche. Das Projekt "Optimierung der Hydrologie des Prielsystems der Karrendorfer Wiesen" wird durch die Förderrichtlinie Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern gefördert (AZ 172117000014).

Kooperationspartner:
siehe finanzielle Förderung sowie Beteiligte | Partner | Unterstützer
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Projektbeschreibung

Ziele:

• Wiederherstellung der naturnahen Hydrologie für das Wachstum der speziellen Salzweidentorfe

• Re-Etablierung von Salzgrünlandvegetation

• Extensive Weidewirtschaft als naturschutzgerechte Nutzungsform

• Aufwertung der Salzgraslandflächen als geeignetes Bruthabitat für Küstenvogelarten

• Bruterfolg von Küstenvogelarten erhöhen

• Besucherlenkung/Umweltbildung für Besucher*innen des Gebiets

Maßnahmen und Ergebnisse:

Wiederherstellung und Optimierung der Hydrologie des Küstenüberflutungsmoores

Alleinstellungsmerkmal naturnaher Küstenüberflutungsmoore ist die periodische Überflutung durch die Ostsee. Dabei ist ein ungestörter Zu- aber vor allem auch Abfluss des Wassers in und aus der Fläche essentiell. Durch die starke historische Veränderung des Moores, aber auch aufgrund rezenter Prozesse waren umfängliche Anpassungen der Hydrologie in den Karrendorfer Wiesen erforderlich. In den Jahren 2022 und 2023 wurde auf 170 ha Fläche verlandete Priele reaktiviert und unter Einbeziehung der Gräben ein naturnahes Prielnetz restauriert. Bestehende Abflusshindernisse wie schadhafte Furten oder Verrohrungen wurden rückgebaut oder in geeigneterer Bauweise wieder eingebaut. Der bessere Abfluss fördert die Reetablierung von Salzgraslandarten wie Bodden-Binse (Juncus gerardii), Salzwiesen-Rotschwingel (Festuca rubra ssp. littoralis), Strand-Dreizack (Triglochin maritimum), Salz-Aster (Tripolium pannonicum) und Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum).

Optimierung des Weideregimes zur Förderung des Wachstums der Salzweidentorfe

Eine angepasste, extensive Beweidung ist integraler Bestandteil des Erhalts der Salzweidentorfe, z. B. durch Förderung bestimmter, torfbildender Pflanzenarten wie Juncus gerardii. Die Balance zwischen zu niedrigen und zu hoher Besatzstärke ist nicht trivial: Es gilt, Schilfwachstum zu minimieren (Weidedruck sicherstellen) und trittsensible, niedriger liegende Bereiche gleichzeitig vor einer zu intensiven Beweidung zu bewahren.

Neben naturschutzfachlich angepassten Pachtverträgen wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Beweidbarkeit der Flächen sicher zu stellen. Dies umfasste z. B.

• Auswahl robuster Rinderrassen für einen möglichst langen Weidegang von Mai-Winter (bis Einsetzen der Hochwasser)

• verbesserte Erreichbarkeit aller zu beweidenden Bereiche durch die Anlagen von Furten und Prielübergängen

• gezielte Mahd verschilfter Bereiche mit moorschonender, angepasster Technik

• Saisonale, kleinräumige Auszäunungen zur Reduzierung von Trittschäden (Nester) und lokaler Überweidung

• Umbau bestehender Stacheldrahtzäune zur Vermeidung von Vogelschlag oder Verletzung von Weidetieren

Prädatoren-Management

Eine möglichst geringe Dichte von Beutegreifern verbessert den Brut- und Schlupferfolg der bodenbrütenden Küstenvogelarten. Im Eigenjagdbezirk der Stiftung ist jegliche Bejagung auf die gezielte Reduzierung der Beutegreiferbestände ausgerichtet. Mit Hilfe von Fallen, Kunstbauen, Hegerohren, aber auch im Rahmen einer intensiven Baujagdwoche vor Beginn der Brutzeit und mehreren Drückjagden kann seit 2017 die Reproduktion der ansässigen Brutvogelarten nachweislich verbessert werden. Nach und nach können auch Jagdpächter angrenzender Reviere überzeugt und in die Unterstützung des Prädatoren-Managements miteinbezogen werden.

Monitoring und Erfolgskontrolle

Zur Erfolgskontrolle, aber auch zur wissenschaftlichen Begleitung der Flächenentwicklung werden seit 2017 umfangreiche Brutvogelkartierungen durchgeführt. Weiterhin werden wöchentliche Wasservogelzählungen und verschiedene saisonale Erfassungen (z. B. Gänse, Schwäne, Kraniche) realisiert. Seit Umsetzung der initialen Ausdeichungsmaßnahmen werden im 5-10 Jahresturnus flächendeckende Vegetationskartierungen durchgeführt und 2022 zudem eine hochaufgelöste Vegetationskarte erstellt. Zur Evaluierung der Optimierungsmaßnahmen werden an mehreren Stellen Wasserstände gemessen, um die Funktionalität des Prielsystems sicherstellen zu können.

In Kooperation mit der Universität Greifswald und als Partner im Greifswald Moor Centrum wird die Stiftungsfläche für verschiedene Fragestellungen zur Verfügung gestellt. Zuletzt wurde im Projekt „wetscapes“ u. a. untersucht, inwieweit und wie schnell Salzweidentorfe nach der Moorrestaurierung wieder aufwachsen.

Öffentlichkeitsarbeit

Seit 2019 betreibt die Stiftung eine Naturschutzstation auf der Insel Koos. Die Bundesfreiwilligen agieren als Naturschutzwarte und bieten u. a. regelmäßige Moor-Exkursionen und Projekttage für Bildungseinrichtungen an. Hierzu wurden Elemente des „Moorkoffers“ (Feldmann 2020) explizit für den Lernort Karrendorfer Wiesen weiterentwickelt.

Dokumente

Exkursionsführer-Karrendorfer-Wiesen-min.pdfGröße 1741 KB
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Informationsblatt-Karrendorfer-Wiesen.pdfGröße 1945 KB
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