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Moore und Feuchtgebiete
Kultur- und Agrarlandschaften

Klimafarm - Ökonomisch und ökologisch tragfähige moorbodenerhaltende Grünlandbewirtschaftung

Schleswig-Holstein

Das Verbundvorhaben „Klimafarm“ leistet einen Beitrag zum Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsschutz, indem es für wiedervernässte Moorböden praxistaugliche Bewirtschaftungsformen und -methoden für nasses Grünland erprobt und weiterentwickelt. Zu diesem Zweck richtet die Stiftung eine Klimafarm ein, mit der sie Wege aufzeigt, das bisher festzustellende Marktversagen zu überwinden. Damit werden Grundlagen für die großflächige Umsetzung von Maßnahmen zum Moorbodenschutz gelegt. Konkret werden 298 ha entwässerter Moorböden wiedervernässt und zusammen mit weitere 107 ha bereits vernässter Moorflächen projektkonform bewirtschaftet. Dadurch leistet das Vorhaben einen direkten Beitrag zum Klimaschutz.

Die Maßnahmen im Projekt werden durch Monitoring und wissenschaftliche Forschungen zu THG-Emissionen, Biodiversität und Agrarökonomie begleitet.

Die Klimafarm wird zum Zentrum für moorbodenerhaltende Grünlandbewirtschaftung und verfolgt den Zweck, die interessierten oder beruflich involvierten Akteuren der ländlichen Räume für den Moorbodenschutz als Klimaschutzleistung zu sensibilisieren und Optionen für eigenes Handeln aufzuzeigen. Die Ergebnisse werden transparent und öffentlichkeitswirksam dargestellt.

Eröffnung Moorbaustelle Wiedervernässung EllerortsmoorFoto: Stiftung Naturschutz SH

Details

Projektträger:
Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein
Adresse:
Ekel 12
24803 Erfde
Förderprogramme:

BMUV Förderprogramm Moorpiloten

Kooperationspartner:
Christian Albrechts Universität Kiel
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Projektbeschreibung

In der Vergangenheit wurde ein großer Teil der Moore für die landwirtschaftliche Nutzung oder den Torfabbau entwässert. So haben Leifeld et al. (2020) ermittelt, dass bereits 1960 der Zeitpunkt war, da sich die Moore weltweit von einer Netto-Kohlenstoff-Senke zu einer Netto-Quelle gewandelt haben. Das heißt, dass die zerstörten Moore in der Summe weltweit mehr Kohlenstoff durch Entwässerung und Torfabbau in die Atmosphäre emittieren als die ökologisch noch funktionsfähigen Moore an Kohlenstoff über die Vegetation aus der Atmosphäre aufnehmen und in ihrem Torfkörper speichern. Entwässerte Moore bieten somit eine sehr gute Opportunität, THG-Emissionen deutlich zu reduzieren und in Teilen ihre ehemalige Senkenfunktion wiederherzustellen. Alleine in Deutschland werden jährlich aus ca. 1,5 Millionen ha entwässerten Moorböden mehr als 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2eq) freigesetzt (Abel et al. 2019), die in der Atmosphäre akkumulieren und bis 2050 somit circa 1,5 Milliarden Tonnen CO2eq anreichern – wenn wir nichts tun.

Dabei ist das Interesse der Landwirtschaft an der Bewirtschaftung von entwässerten Moorböden rückläufig. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Stiftung in den vergangenen 42 Jahren bereits 19 Prozent (=29.400 ha) der Moorböden in Schleswig-Holstein von den Landwirten erwerben bzw. den Erwerb durch andere Naturschutzorganisationen fördern konnte. Dieses rückläufige Interesse der Landwirtschaft wird dadurch begründet, dass die Nutzung entwässerter Moore nur über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum möglich ist, da der Boden in Folge der Entwässerung und der „kalten Verbrennung“ (Torfmineralisation) sackt (und dabei eben die klimaschädigende THG-Freisetzung verursacht) und eine neue tiefere und kostenintensivere Entwässerung benötigt, die wiederum die Sackung beschleunigt.

Durch Nutzungsaufgabe, -extensivierung sowie passive und aktiv geplante Vernässung hat die Stiftung auf ihren 29.400 ha Moorflächen bereits ein jährliches Einsparpotenzial von geschätzten 300.000 Tonnen CO2eq erschließen können. Dies soll noch erheblich gesteigert werden.

Besonders problematisch ist die Situation dort, wo große Moorlandschaften von der Milchwirtschaft geprägt sind, wie in den Mooren der flachen Geest im Westen von Schleswig-Holstein. Eine Vernässung dieser Moorböden hätte zur Folge, dass der Aufwuchs für die tierische Produktion nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr nutzbar ist. Insofern kann das Klimaschutzpotenzial hier nur vollständig erschlossen werden, wenn die Milchwirtschaft zurückgefahren wird (Poyda et al., 2016).

Das Projekt verfolgt drei Ziele:

 Klimaschutz durch deutliche Reduktion der THG-Emissionen aus Moorböden (bis 2031 >20.000 t CO2eq) durch Vernässung und extensive Grünlandnutzung unter Berücksichtigung der Biodiversität

 Erprobung und Weiterentwicklung praxistauglicher Verfahren zur moorboden-erhaltenden Grünlandbewirtschaftung und Aufbau von Wertschöpfungsketten als Grundlage für die großflächige Umsetzung moorbodenerhaltender Grünlandbewirtschaftung

 Verankerung der Grundlagen des Moor- und Klimaschutzes und der erprobten Verfahren zur moorbodenerhaltenden Grünlandbewirtschaftung bei Landwirt*innen, beim Fachpublikum und in der breiten Öffentlichkeit.

Im ersten Projektjahr lag der Fokus auf dem Wissenstransfer. das Projekt hat über die Landesgrenzen hinaus für viel Aufmerksamkeit gesorgt, was zur Folge hatte und immer noch hat, dass das Interesse an Informationsveranstaltungen rund um das Thema Paludikultur sehr hoch ist. Bisher fanden ca. 40 Veranstaltungen mit unterschiedlichen Akteuren und Entscheidungsträgern aus den Bereichen praktische Landwirtschaft, Agrarpolitik, Naturschutz und Wasserwirtschaft auf der Klimafarm statt. In diesem Jahr konnten neben den diversen Veranstaltungen erste Kontakte zu Unternehmen aus dem Bereich Bioökonomie aufgebaut werden. Auch werden erste Versuchsreihen in den Bereichen Torfersatzsubstrat, Dachbegrünungssubstrat, Pflanzenkohle und Bauplatten dieses Jahr gestartet. Ab Juli werden die ersten Flächen der Klimafarm mit moorbodenschonender Technik bewirtschaftet.

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