Integriertes LIFE-Projekt "Atlantische Sandlandschaften"
Das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchgeführte Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ startete als erstes Integriertes LIFE-Projekt im Bereich Natur in Deutschland offiziell am 1. Oktober 2016. Das Projekt mit einer Laufzeit von zehn Jahren basiert dabei auf zwei Säulen: Es wird zum einen ein methodisch-konzeptioneller Ansatz entwickelt, wie der Erhaltungszustand für alle nicht-marinen Lebensraumtypen und Arten der atlantischen Region verbessert werden kann. Zum anderen wird in beiden Bundesländern eine Vielzahl konkreter Maßnahmen – überwiegend in Natura 2000-Gebieten – durchgeführt. Fünfzehn charakteristische Lebensraumtypen wurden ausgewählt, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, Borstgrasrasen, nährstoffarme Stillgewässer und Moorlebensraumtypen. Daneben werden Maßnahmen für zehn typische Arten dieser Biotope durchgeführt, um ihre Bestände zu stärken. Neben der Knoblauchkröte stehen beispielsweise die Kreuzkröte, der Moorfrosch, die Schlingnatter und die Zauneidechse im Fokus. Zur Projekt-Halbzeit konnten mit rund 125 Einzelmaßnahmen Lebensräume wiederhergestellt bzw. optimiert und die Bestände der Fokusarten gestärkt werden.
Details
- Projektträger:
- Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV), vertreten durch die Bezirksregierung Münster
- Adresse:
- Nevinghoff 22
48147 Münster - Förderprogramme:
LIFE-Programm der Europäischen Union
- Kooperationspartner:
- Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU), vertreten durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
Projektbeschreibung
Der nationale FFH-Bericht 2013 über die Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie hatte die ernste Situation für die biologische Vielfalt in der biogeographischen atlantischen Region aufgezeigt: Nur rund 20 Prozent der Erhaltungszustände der durch die Richtlinie zu schützenden Arten und Lebensraumtypen wurden als „günstig“ eingestuft. Mit dem länderübergreifenden Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ zielen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen daher darauf ab, eine Trendwende beim Verlust der biologischen Vielfalt einzuleiten und die Erhaltungszustände der zu schützenden Lebensraumtypen sowie der Arten der FFH-Richtlinie in den atlantischen Sandlandschaften der beiden Länder nachhaltig zu verbessern. Die Projektkulisse umfasst dabei etwa 80 Prozent der atlantischen Region in Deutschland. Erster Baustein des Projektes ist die Erarbeitung einer Gesamtkonzeption für die atlantische Region in Deutschland zur Verbesserung des Erhaltungszustandes aller nicht-maritimen Arten und Lebensraumtypen. Im Rahmen der Entwicklung dieses Gesamtkonzeptes erfolgt mit den sogenannten Länder-Plattform-Treffen auch ein regelmäßiger Austausch mit den übrigen Bundesländern der atlantischen Region und dem BfN. Der zweite Baustein ist die Erarbeitung und Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Erhaltungszustände von den folgenden ausgewählten 15 Lebensraumtypen und zehn Arten, die charakteristisch für die Sandlandschaften der atlantischen Region sind:
- Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen (2310)
- Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen (2320)
- Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen (2330)
- Sehr nährstoff- und basenarme Stillgewässer mit Strandlings-Gesellschaften (3110)
- Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Strandlings- oder Zwergbinsen-Gesellschaften (3130)
- Dystrophe Seen und Teiche (3160)
- Feuchte Heiden mit Glockenheide (4010)
- Trockene Heiden (4030)
- Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen (5130)
- Artenreiche Borstgrasrasen (6230)
- Lebende Hochmoore (7110)
- Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120)
- Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140)
- Torfmoor-Schlenken mit Schnabelbinsen-Gesellschaften (7150)
- Moorwälder (91D0)
- Große Moosjungfer
- Kammmolch
- Knoblauchkröte
- Kreuzkröte
- Europäischer Laubfrosch
- Kleiner Wasserfrosch
- Moorfrosch
- Zauneidechse
- Schlingnatter
- Froschkraut.
Zur Projekthalbzeit wurden bereits rund 125 Einzelmaßnahmen zur Optimierung bzw. Wiederherstellung der Lebensraumtypen sowie Stärkung der Bestände der dort lebenden Fokusarten in der gesamten Projektkulisse umgesetzt. Darüber hinaus werden Synergieeffekte für eine Vielzahl weiterer Lebensräume und Arten erwartet.
Auf europäischer Ebene dient das LIFE-Programm als Förderinstrument für solche Maßnahmen. In rund zweijähriger Vorbereitungszeit war ein entsprechender Förderantrag erarbeitet worden, der von der EU-Kommission zum 1. Oktober 2016 bewilligt wurde. Das IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ ist damit das erste Integrierte LIFE-Projekt im Bereich „Natur“ in Deutschland. Das Projektbudget für die Laufzeit von zehn Jahren beträgt 16,875 Mio. Euro und wird zu 60 % von der Europäischen Kommission gefördert. Zudem werden umfangreiche Mittel aus anderen (Förder-)Quellen einbezogen („Hebelmittel“). In Nordrhein-Westfalen liegt die Gesamtverantwortung für die Umsetzung beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV), in Niedersachsen beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU). Die Gesamtkoordination des Projektes sowie die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in NRW wurde an die Bezirksregierung Münster übertragen. Unterstützt wird die Umsetzung des Projekts durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). In Niedersachsen wird das Projekt durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) koordiniert und umgesetzt. Die Umsetzung von Maßnahmen vor Ort wird durch Untere Naturschutzbehörden, Biologische bzw. Ökologische Stationen, Regionalforstämter und Naturschutzverbände durchgeführt und von zahlreichen Partnern unterstützt. Das Projekt folgt einerseits mit einer vorgeschalteten Analyse der aktuellen Situation von Lebensraumtypen und Arten und systematischen Auswertung des Handlungsbedarfs in den Ländern dem "Top-down-Ansatz", andererseits bietet die Beteiligung von möglichst vielen lokalen und regionalen Partnern in Fach- und Umsetzungsarbeitsgruppen auch viele Aspekte des "Bottom-up-Prozesses".