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Moore und Feuchtgebiete

Highlands, Braunvieh und die hohen Moore – Beweidung von Hochlagenmooren in den Allgäuer Alpen

Bayern

Moorschutz, den man essen kann? Das geht! In den Allgäuer Alpen lässt der Forstbetrieb Sonthofen von den Bayerischen Staatsforsten im Revier von Hubert Heinl Rinder auf abgelegenen Hochlagenmooren weiden und schafft so beste Voraussetzungen für typische Moorarten, gefährdete Raufußhühner und hervorragendes Rindfleisch.

Die genügsamen Schottischen Hochlandrinder kommen sehr gut mit dem geringen Weidewert in den Birkachmooren zurecht.Foto: Christoph Lässer

Details

Projektträger:
Bayerische Staatsforsten AöR, Forstbetrieb Sonthofen, Revier Sonthofen West
Adresse:
Kirchberg 33
97450 Arnstein
Förderprogramme:

Die Projekte werden mit Mitteln der besonderen Gemeinwohlleistungen (bGWL) gefördert, Fördermittel des Freistaats Bayern, ausgereicht über das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten

Kooperationspartner:
Highlandrinder-Züchter Christoph Lässer, Älpler Georg Rohrmoser, Bayerische Forstverwaltung vertr. durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten, Untere Naturschutzbehörde Oberallgäu, Naturpark Nagelfluhkette e.V.
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Projektbeschreibung

In den Hochlagen der Allgäuer Alpen liegen versteckt zwischen hohen Fichten und Tannen wahre Schätze der Biodiversität, entstanden in einer Zeit, in der diese hohen Lagen nur zu Fuß über schmale Steige zu erreichen waren. Es sind nasse Moorwiesen, im Sommer übersät mit Knabenkraut, Mehlprimel und den im Wind wippenden weißen Köpfchen des Wollgrases.

Schon vor sehr langer Zeit wurden Rinder im Hochsommer in die Moore getrieben, wenn die Gräser saftig sind und das Moor etwas weniger nass ist. Dadurch konnte das feuchte Unland genutzt und das Vieh über den Sommer eine Zeitlang versorgt werden. Mit der Industrialisierung ging die Beweidung der Hochlagen zurück. Der mühsame Auftrieb der Tiere wurde weniger lukrativ und so blieben viele Moorflächen sich selbst überlassen. Der Wald eroberte sich die vormals offenen Moore über die Zeit zurück und die hochspezialisierte Artenzusammensetzung der Hochlagenmoore ging zusehends verloren. Eine händische Pflege ist aufgrund der Flächengröße kaum darstellbar, für eine maschinelle Mahd sind die Moorflächen oft zu nass. Mit viel Engagement suchte daher der Forstbetrieb Sonthofen der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF) nach weiteren Lösungen und fand diese in Kooperationen mit mehreren Rinderzüchtern. Es steckt viel Idealismus dahinter, alte oder seltene Rinderrassen zu halten und noch viel mehr diese auf schmalen Pfaden durch den Bergwald hinauf in ein Moor zu treiben. Der Futterwert ist verglichen mit Weiden in tieferen Lagen gering, die Verweildauer der Tiere in der Fläche kurz und dennoch ist es dem Forstbetrieb Sonthofen und Hubert Heinl, Revierleiter des Reviers Sonthofen West gelungen, solche Partner für die wichtige Moorpflege zu gewinnen.

So werden die Birkachmoore im Naturpark Nagelfluhkette mittlerweile mit Schottischen Hochlandrindern aus dem österreichischen Vorarlberg beweidet. Die leichten Tiere des Landwirts Christoph Lässer hinterlassen keine Trittschäden im Moor und sind sehr genügsam, was das verfügbare Futter angeht. Durch die Beweidung gehen weniger gewünschte Arten wie das Pfeifengras zurück und Torfmoose, Wollgras und verschiedene Orchideen können besser wachsen. Im vergangenen Jahr konnte eine Auerhenne mit sieben Küken auf dem Weg in die Beweidungsfläche beobachtet werden. An einem Infopavillon mit Steg in das Moor sowie am Weg entlang des Moores können sich Wandernde vor Ort über die Birkachmoore informieren.

Auch das für die Alpen typische Braunvieh kommt in Mooren gut zurecht. Revierleiter Hubert Heinl konnte den Älpler Georg Rohrmoser gewinnen, um in den abgelegenen Prinschenmooren ein ungewöhnliches Weideregime umzusetzen. Im oberen Bereich der Moorfläche befindet sich ein bedeutsamer Birkhahnbalzplatz. Daher liegt das Moor Revierleiter Heinl besonders am Herzen. Neben der Beweidung der Hauptfläche zäunt Alphirte Rohrmoser daher sein Jungvieh auch in solche vom Futterwert unattraktiveren Bereiche ein, damit sie beweidet werden und bereits nach wenigen Tagen wieder aus, damit keine Schäden entstehen. Besonders nasse und torfmoosreiche Stellen werden zu ihrem Erhalt ganz ausgezäunt. So wird die gesamte Fläche gepflegt und langfristig in Struktur und Weidewert verbessert. Die Beweidung hält die Fläche offen und es entsteht ein strukturierter Waldrand. Dadurch werden die Prinschenmoore langfristig für das Birkwild noch attraktiver und der tradierte Balzplatz kann auch im kommenden Frühjahr wieder beflogen werden. Um diesen überdurchschnittlich hohen Betreuungsaufwand der Rinder sicherstellen zu können wird der einzige Zuweg auf die abgelegenen Prinschenmoore aktuell wieder instandgesetzt, nachdem mehrere Starkregenereignissen diesen beschädigt hatten. Entlang des quadfähigen Weges werden dabei mehrere unerwünschte Abflüsse und Erosionsrinnen aus dem Moor verschlossen. Auch auf dem Weg in die Prinschenmoore informieren die Bayerischen Staatsforsten zusammen mit dem Naturpark Nagelfluhkette auf Hinweistafeln über die Moore und ihre Bedeutung für den Lebensraum der Raufußhühner.

Die verhältnismäßig steilen Hangmoore am Hochschelpen werden ebenfalls mit Braunvieh beweidet. Neben naturschutzfachlich besonders wertvollen Bereichen wird hier zudem der Wanderweg ausgezäunt, damit Wandernde unbehelligt auf den Gipfel des Hochschelpen gehen können und das Vieh die Wanderpfade nicht beschädigt oder darauf lagert.

Diese Form der Beweidung mit angepassten Rinderrassen mit geringem Gewicht oder mit Jungvieh gilt in der Region als Musterbeispiel für schonende Alpwirtschaft auf Moorboden und wird durch verschiedene Programme gefördert.

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