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Kultur- und Agrarlandschaften

Grassworks: Was sind erfolgreiche Konzepte zur Wiederherstellung artenreichen Grünlandes in Deutschland? Eine multiregionale Bewertung sozial-ökologischer Systeme und pilothafte Umsetzung

Niedersachsen
Im Projekt Grassworks beantworten wir die Frage, wie die Wiederherstellung von Grünland gelingen kann. Grünland gehört zu den weltweit artenreichsten Lebensräumen und stellt damit wichtige Hotspots der Biodiversität dar. Aufgrund der intensivierten Nutzung oder der Nutzungsaufgabe auf ertragsschwachen Standorten, des Klimawandels sowie Stickstoff- und Pestizideinträgen befindet sich artenreiches Grünland stark im Rückgang. Kontinuierlich verschwinden große Flächen dieses wertvollen Ökosystems und damit der Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere. In unserem Projekt legen wir den Fokus auf die Renaturierung degradierter Grünlandflächen, um diese Ökosysteme zu erhalten und zu verbessern. Als Alleinstellungsmerkmal zeichnet unser Projekt dabei aus, dass es neben ehrgeizigen ökologischen Aspekten auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Ökosystemen und sozial-ökonomischen Faktoren mit einbezieht. Durch die Zusammenarbeit mit Renaturierungspraktiker*innen bekommen wir einerseits direkte Einblicke in die angewandte Naturschutzarbeit und vermitteln andererseits den Themenkomplex der Grünlandwiederherstellung direkt in die gesellschaftliche Wahrnehmung. Als Ergebnis unserer trans- und interdisziplinären Arbeit stellen wir praxistaugliche Empfehlungen bereit, damit zukünftige Renaturierungsprojekte größtmögliche Erfolge erzielen. Ziel ist es, die Projektergebnisse in die Naturschutzpraxis einzubinden und mit dem Schutz von artenreichem Grünland zu verbinden.
Himmelblauer Bläuling (Polyommatus bellargus)Foto: Line Sturm

Details

Projektträger:
Leuphana Universität Lüneburg, Hochschule Anhalt, Technische Universität München, Universität Greifswald, Thünen-Institut für Biodiversität und Deutscher Verband für Landschaftspflege
Adresse:
Universitätsallee 1
21335 Lüneburg
Förderprogramme:
FEdA; BMBF Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt
Kooperationspartner:
Technische Universität München, Universität Greifswald, Thünen-Institut für Biodiversität Braunschweig, Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), Freie Universität Berlin, lokale Interessensvertreter*innen wie NABU, BUND, Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Fischotterzentrum Gifhorn, Landgesellschaft Sachsen-Anhalt, Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, Gemeinde Hainrode, Gemeinde Edersleben, Landwirt*innen, Naturschutzbehörden, Landschaftspflegeverbände, uvm.
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Projektbeschreibung

Grassworks ist ein transdisziplinäres Forschungsprojekt, das untersucht, unter welchen ökologischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen die Wiederherstellung von artenreichem und multifunktionalem Grünland gelingt. Artenreiches Grünland ist Teil historischer Kulturlandschaften in Mitteleuropa und zeichnet sich durch eine besonders hohe Artendichte aus. Grünland ist ein wichtiger Teil unserer Landschaften und bildet Biodiversitätshotspots direkt vor unserer Haustür. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten haben sich an diesen Lebensraum angepasst und sind eng mit ihm verbunden. Grünland ist einerseits Lebensraum für Bestäuber und weiterer Insekten, trägt darüber hinaus wesentlich zur Kohlenstoffspeicherung und zum Gewässerschutz bei. Auch hat artenreiches Grünland eine hohe ökologische Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimawandelfolgen. Aktuell geht dieser Ökosystemtyp in Deutschland und weltweit sehr stark verloren. Änderungen in der landwirtschaftlichen Praxis, insbesondere Nutzungsintensivierung oder -aufgabe, dezimiert artenreiches Grünland. Trotz des dramatischen Verlusts ist zu beobachten, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der besondere Wert von artenreichem Grünland zu wenig bekannt ist. In unserem Projekt beantworten wir die Frage, unter welchen Voraussetzungen eine Renaturierung von degradiertem Grünland gelingen kann. Dazu untersuchen wir ökologische, ökonomische und soziale Einflussfaktoren. Wir stellen damit artenreiches Grünland und seine Wiederherstellung nicht nur in einen ökologischen Kontext, sondern beziehen explizit gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein und betrachten damit das Grünland als das was es ist: Ein mit dem Menschen eng verbundenes landwirtschaftliches Produktionssystem, dessen Erhalt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Im Projekt arbeiten wir deutschlandweit eng mit Praktiker*innen der Grünlandrenaturierung zusammen, sowohl bei Evaluierung und Bewertung bereits renaturierter Flächen also auch der aktiven wissenschaftlichen Begleitung des Renaturierungsprozesses. In diesen „Reallaboren“ werden Gemeinden, Naturschutzverbände und Privatpersonen lokal eingebunden. Das Wissen wird somit in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Gesellschaft produziert. Grassworks initiiert drei Reallabore, in denen die Wertschätzung und die Nutzung von Grünland gefördert und nachhaltige Nutzungskonzepte erarbeitet werden. Gemeinsames Erkunden und Lernen sowie die aktive Teilnahme an der Renaturierung soll eine Wiederherstellung der Mensch-Natur-Verbindung anstoßen. Somit tragen wir zur Wahrnehmung von artenreichem Grünland als wertvollen Lebensraum bei und präsentieren die Themen Artenvielfalt, deren Verlust und Möglichkeiten zur Ökosystemrenaturierung für die Öffentlichkeit. Von diesem Austausch profitieren alle beteiligten Seiten: Wir als Forschende, die direkte Einblicke in die Praxis und Dynamik vor Ort bekommen, und die Gemeinden und Verbände, die Begleitung und praktische Unterstützung durch ein breit aufgestelltes Konsortium von Expert*innen erhalten. Neben dem Wissenstransfer werden zusätzlich Flächen aufgewertet und die lokale Biodiversität erhöht. Neben den drei Reallaboren untersuchen wir 120 bereits renaturierte Grünlandflächen. Hier wird eine ungewöhnlich gründliche Erfassung des ökologischen Zustandes angewendet: Wir beproben die Vegetation, die Landschaftskonnektivität und -heterogenität sowie den Kohlenstoffgehalt im Boden. Um die Effekte des Renaturierungserfolgs für höhere trophische Ebenen und den von ihnen geleisteten Ökosystemfunktionen einschätzen zu können, untersuchen wir außerdem die Tagfalter- und Wildbienenzönosen auf den Flächen. Die bereits renaturierten Flächen werden mit Positiv- und Negativ-Referenzflächen verglichen, was den Erfolg der unterschiedlichen Maßnahmen messbar macht. Das Team der beteiligten Wissenschaftler*innen und Akteur*innen deckt ein breites Spektrum an wissenschaftlicher und praktischer Expertise ab. So besteht unser Team aus Expert*innen für Grünlandrenaturierung, Ökosystem-Forschung, Governance, Agrarökonomie, sozio-ökologische Systeme sowie Landschaftsökologie und Landschaftspflege. Dadurch wird gewährleistet, dass ein ganzheitliches Bild der Grünlandrenaturierung entsteht. Als Ergebnis unserer Arbeit können wir konkrete Handlungsempfehlungen zur Wiederherstellung von artenreichem und multifunktionalen Grünland abzugeben und diese in einem öffentlich verfügbaren, web-basierten Tool zur Verfügung stellen. Dies wird dazu dienen, Maßnahmen unterschiedlicher Interessenvertreter*innen in der Zukunft besser aufeinander abzustimmen. Da wir in unserem Projekt einen breiten Gradienten an regionalen ökologischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen abbilden, können wir maßgeschneiderte Empfehlungen für unterschiedlichste Standortbedingungen entwickeln. Unsere Forschungsergebnisse werden außerdem in gewissem Sinne auf andere Ökosysteme übertragbar sein und setzen aufgrund des ganzheitlichen Ansatzes Maßstäbe für künftige Forschungsvorhaben.
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