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Wälder

FSC-Zertifizierung & marktbasierte Honorierung von Wald-Ökosystemleistungen im Stadtwald Boppard

Rheinland-Pfalz
Der Stadtwald Boppard ist der erste Kommunalwald, der vom FSC für seine Ökosystemleistungen Biodiversität, Kohlenstoffspeicherung, Wasserschutz und Erholung ausgezeichnet wurde. Mit einer FSC-Zertifizierung können Waldbesitzer:innen die nachhaltige Bewirtschaftung ihres Waldes bereits ausweisen. Ein naturverträgliches und soziales Waldmanagement führt bei den meisten Forstbetrieben allerdings nicht zu unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteilen. Ihre wesentliche Einnahmequelle bleibt die Holzvermarktung. Die Zertifizierung von FSC Ökosystemleistungen (ÖSL) schließt diese Lücke. Ziel dieses Verfahrens ist die Vermarktung und Kommunikation der nicht-materiellen Leistungen des Waldes. Erbrachte ÖSL können so international einheitlich gemessen und nachgewiesen werden. Zudem entsteht ein finanzieller Anreiz zur aktiven Förderung von Wald-Ökosystemleistungen bei den Bewirtschaftenden. Bei der Entwicklung des Verfahrens wurden die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zur Nachhaltigkeit (UN SDGs) als Referenz verwendet. Zu den Maßnahmen im Kommunalwald Boppard zählen die Förderung der Biodiversität, der Schutz des gesamten Wassereinzugsgebietes und die Investition in ein ungestörtes Waldbild mit Erholungsfunktion. Zudem wird die ÖSL Kohlenstoffspeicherung vom Möbelhersteller Roller in einer ersten Waldpartnerschaft gefördert. Die Maßnahmen sorgen für eine Sicherung von 1500 Tonnen CO² während der Projektlaufzeit von 5 Jahren.
Rheinschleife Gedeonseck BoppardFoto: Johannes Nass

Details

Projektträger:
FSC Deutschland
Adresse:
Rehlingstraße 7
79100 Freiburg
Förderprogramme:
Das Projekt wird von FSC International und der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz gefördert.
Kooperationspartner:
Axel Henke
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Projektbeschreibung

Der Stadtwald Boppard ist der erste Wald in Deutschland, der vom FSC für seine Ökosystemleistungen Biodiversität, Kohlenstoffspeicherung, Wasserschutz und Erholung ausgezeichnet wurde. Mit einer FSC-Zertifizierung können Waldbesitzer:innen die nachhaltige Bewirtschaftung ihres Waldes bereits nachweisen. Ein naturverträgliches und soziales Waldmanagement führt bei den meisten Forstbetrieben allerdings nicht zu unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteilen. Ihre wesentliche Einnahmequelle bleibt die Holzvermarktung. Es bedarf daher finanzieller Anreize für Waldbesitzende, damit diese Ressourcen in Erhalt und Wiederherstellung von Wald-Ökosystemen investieren, und einer Monitoring-Systematik zur Zustandsbeschreibung der Wald-Ökosystemleistungen. Mit FSC Ökosystemleistungen (ÖSL) wurde ein Instrument geschaffen, der den Zustand von Waldökosystemleistungen durch Inventur und Monitoring quantifiziert, bewertet, überprüft und einem monetären Wert gegensetzt. Es handelt sich nicht um den Verkauf von Emissionsgutschriften. Stattdessen wird das Setzen und Erreichen von Förderzielen der Biodiversität im Wald, der Bindung von Kohlenstoff, der Verbesserung der Erholungsleistung des Waldes und des Boden- oder Wasserschutzes durch unternehmerisches Sponsoring unterstützt. FSC hat insgesamt fünf ÖSL definiert, die die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zur Nachhaltigkeit (UN Sustainable Development Goals – UN SDGs) aufgreifen. Jeder Betrieb kann für die jeweiligen ÖSL definierte Wirkungen wählen und anhand einer Theory of Change eine individuelle Auswahl von Ergebnisindikatoren treffen. Ein Bericht zu den erreichten und gesetzten Zielen wird nach Prüfung durch die Zertifizierungsstelle veröffentlicht, sodass der Erhalt oder die Wiederherstellung einer zertifizierten ÖSL von allen Interessierten transparent nachverfolgt werden kann. Die ÖSL Biodiversität korrespondiert mit dem SDG 15 – „Leben an Land“ mit dem Ziel, Ökosysteme zu erhalten oder wiederherzustellen. Dazu gehört die Wiederbewaldung nach Kalamitäten, der Schutz der Biodiversität und die Pflege von Schutzgebieten. Im Kommunalwald Boppard gibt es ein relativ ausgewogenes Verhältnis von jungen und alten Beständen mit einem rückgängigen Nadelholzanteil. Dieser verringerte sich von 36% im Jahr 1997 auf aktuell 21% (2020). Durch Förderung von Wiederbewaldung und natürlicher Sukzession nehmen die Laubwälder und Laubholzanteile in den Mischbeständen zu, was sich positiv auf die lokale Biodiversität auswirkt. Die ÖSL Kohlenstoffspeicherung trägt zum UN Ziel 13 – „Klimaschutz“ bei, indem die Speicherfunktion des Waldes erhalten bleibt und gefördert wird. Der deutsche Wald bindet im Holz und im Mineralboden etwa 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff und mindert so die Erderhitzung und ihre Folgen. Im Stadtwald Boppard beträgt die gespeicherte Menge an CO2 aktuell ungefähr 453.600 Tonnen. Der Möbelhersteller ROLLER fördert die ÖSL Kohlenstoffspeicherung im Rahmen einer Waldpartnerschaft. Das Unternehmen sponsert die Naturwaldentwicklung auf 20 ha, nachhaltige Wiederbewaldungsmaßnahmen auf 25 ha Waldfläche und die Gestaltung naturnaher Waldränder. Auf den Naturwaldentwicklungsflächen ruht die Holznutzung. Die Maßnahmen sorgen für eine Sicherung von 1500 t CO2 während der Projektlaufzeit von 5 Jahren. Die ÖSL Wasserschutz entspricht dem SDG 6 – „sauberes Wasser und Hygiene“. Ansatzpunkte im Stadtwald Boppard sind der Erhalt oder die Verbesserung der konkreten Wasserqualität und der generelle Schutz des gesamten Wassereinzugsgebietes durch naturnahe Wälder mit guter Filter- und Wasserrückhalteleistung. Der gesamte Stadtwald Boppard ist relevant für den Gewässerschutz, von besonderer Bedeutung sind die Flächen unmittelbar entlang der Gewässer. Einwohner:innen werden stromabwärts durch das Gewässermanagement im Bopparder Wald vor Überflutung geschützt. Bei Starkregenereignissen wären vor allem die Ortsbezirke Boppard (ca. 5.500 Einwohner:innen), Bad Salzig (knapp 2.500 Einwohner:innen) und Hirzenach (275 Einwohner:innen) betroffen. Die ÖSL Erholung im Wald korrespondiert mit dem Ziel 3 - „Lebensqualität für alle“ und dem Ziel 4 – „Erziehung und Bildung“. Mögliche Leistungen sind die Erhaltung und Entwicklung von touristisch relevanten Gebieten und gezielte Schutzmaßnahmen für bestimmte Tierarten. Die Stadt Boppard investiert gezielt in ein ungestörtes Waldbild mit Erholungsfunktion und zieht dadurch etwa 300.000 Waldbesucher:innen im Jahr an. Insgesamt sind 1.079 Hektar als „Erholungswald“ definiert. Auf 50 Hektar weisen die Stadt Boppard in Kooperation mit der Mittelrheinklinik der RVA in Boppard-Bad Salzig einen Kur- und Heilwald aus, in dem die gesundheitsfördernden Wirkungen des Waldes genutzt werden. Die Stadt Boppard hat im Rahmen der FSC ÖSL eine eigene App entwickelt, um die Zufriedenheit der Waldbesucher:innen abzufragen. Schilder im Wald mit entsprechenden QR-Codes fordern die Besucher:innen zur Bewertung auf.

Dokumente

FSC-Oekosystemleistungen-Waldpartner-komprimiert.pdfGröße 4196 KB
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