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Wälder

Bedeutung des Eschentriebsterbens für die Biodiversität von Wäldern und Strategien zu ihrer Erhaltung

Schleswig-Holstein
Eschenreiche Wälder gehören zu den artenreichsten Waldökosystemen in Mitteleuropa. Seit Anfang der 2000er Jahre sind diese Wälder auch in Schleswig-Holstein vom Eschentriebsterben betroffen, wodurch sich diese Standorte und die assoziierte Biodiversität derzeit in einem starken Wandel befinden. Das FraDiv-Experiment (FraDiv exp) wurde im Winter 2019/2020 eingerichtet. Die experimentelle Plattform als Teil des Projekts FraDiv trägt dazu bei, die Funktionalität und die biologische Vielfalt eschenreicher Wälder angesichts der Auswirkungen des Eschentriebsterbens und vor dem Hintergrund der Waldtransformation langfristig zu erhalten. Direkt unter den Überresten zusammenbrechender Altbaumbestände wurden 252 experimentelle Baumpflanzungen mit insgesamt 25.200 Jungbäumen in verschiedenen Mischungen entlang des für eschenreiche Wälder typischen hydrologischen Gradienten etabliert. Grundlage bildet ein Pool heimischer und standortgerechter Baumarten, die einzeln oder in Kombination miteinander als potenzieller Ersatz für die Funktion der Esche angesehen werden. Die Hauptziele des Experiments sind (1) die Quantifizierung der Auswirkungen der Baumartenvielfalt auf Ökosystemprozesse, z. B. Baumwachstum, strukturelle Merkmale sowie assoziierter Artenreichtum unter verschiedenen hydrologischen Bedingungen, und (2) die Bewertung ihrer Fähigkeit, mutmaßlich schädliche Auswirkungen von biotischem Stress, der durch das Eschentriebsterben ausgelöst wird, abzufangen.
Eschen im dritten Standjahr (2022)Foto: K. Mausolf

Details

Projektträger:
Institut für Ökosystemforschung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Adresse:
Olshausenstr. 75
24211 Kiel
Förderprogramme:
FraDiv wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (MEKUN).
Kooperationspartner:
Praxispartner_innen: Forstbetriebsgemeinschaft Eckernförder Bucht (Thomas Buck), Herzoglich Oldenburgische Verwaltung (Ulf Köhn), Büro für Angewandte Mykologie und Ökologische Indikation und Büro für Mykologische Gutachten, Illustrationen, Seminare (Matthias Lüderitz und Tanja Böhning) Kooperationspartner_innen: Schleswig-Holsteinische Landesforsten (AöR), Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes S.-H. (LLUR), Kurt und Erika Schrobach-Stiftung, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, AG Geobotanik in Schleswig-Holstein & Hamburg e.V., Mykologische AG Schleswig-Holstein, Stadtwald Kiel
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Projektbeschreibung

Hintergrund Eschenreiche Wälder gehören zu den artenreichsten Waldökosystemen Deutschlands. Sie bieten unter anderem Lebensraum für eine Vielzahl von Verantwortungs- und Rote-Liste Arten der Pilzgemeinschaften und zeichnen sich durch eine hohe biologische Vielfalt, auch an Samenpflanzen, Moosen und Flechten, aus. Aktuell sind viele dieser Biozönosen durch das Eschentriebsterben bedroht. Auslöser der Erkrankung der Eschen (Fraxinus excelsior L.) ist das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus). Dieser Vertreter der echten Schlauchpilze wurde in Europa in den 90er Jahren erstmalig in Polen an Eschen nachgewiesen und breitet sich seither süd-westwärts aus. Ein Befall durch H. fraxineus an der Gemeinen Esche führt zunächst zum Absterben einzelner Blätter und Triebe, im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es häufig zum Absterben des ganzen Baumes. Gemeinsam mit Praxisbetrieben werden waldbauliche Maßnahmen für langfristige Schutz- und Entwicklungsstrategien zur Biodiversitätserhaltung entwickelt. Der flächige Ausfall der Esche bedingt die Notwendigkeit, funktionale Alternativen zu prüfen (d. h. einzelne Baumarten mit ähnlichen ökologischen Nischen oder geeignete Baumartenkombinationen). FraDiv exp kombiniert dabei die Biodiversity-Ecosystem-Functioning-Forschung (BEF) mit waldbaulicher Praxis, um so Anforderungen der ökologischen Forschung mit denen der Aufforstung zu verschneiden. Dieses Vorgehen zu Restitution und Stabilisierung von Ökosystemfunktionen, Biodiversität und Standortgüte der vom Eschentriebsterben betroffenen Waldstandorte mit geeigneten heimischen und standortgerechten Baumarten-Mischungen steht im Mittelpunkt der Arbeit des Multipartner-Projekts. FraDiv exp ist Teil des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projekts „FraDiv – Bedeutung des Eschtriebsterbens für die Biodiversität von Wäldern und Strategien zu ihrer Erhaltung“. In einer gemeinsamen Analyse mit der FraDiv obs-Plattform von Beobachtungsflächen in natürlichen Waldbeständen sollen im Projekt waldbauliche Empfehlungen für die künftige Waldbewirtschaftung für eine mögliche aktive Restaurierung stark vom Eschentriebsterben betroffener eschenreicher Wälder unter Berücksichtigung der Erhaltung der Ökosystemfunktionen und des Artenreichtums in der Phase des gegenwärtigen Umbruchs der Bestände erarbeitet werden. Maßnahmen Die Gebietskulisse von FraDiv exp umfasst insgesamt 12 Versuchsflächen (14 ha) in bestehenden, ehemals eschenreichen Edellaubwaldbeständen, die einen hydrologischen Gradienten abdecken, der einen großen Teil der standörtlichen Vielfalt von eschenreichen Wäldern darstellt. In jeder dieser 12 Versuchsflächen wurden 22 Parzellen mit einer Größe von jeweils 100 m² angelegt. Im Sinne eines BEF-Experiments zur Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen, wurden alle möglichen Kombinationen von 1, 2, 4 und 5 Arten gepflanzt. Als Alternativbaumarten befinden sich dabei, neben der Esche selbst, im Test: Spitzahorn (Acer platanoides), Flatterulme (Ulmus laevis), Hainbuche (Carpinus betulus) und Winterlinde (Tilia cordata). Neben der jährlichen Vermessung der gepflanzten Bäume wird auf den Flächen ein engmaschiges Biodiversitätsmonitoring durchgeführt. Dabei werden zusätzlich zur Pilzartenvielfalt auf den Versuchsparzellen auch die Vielfalt der vorkommenden Gefäßpflanzen quantifiziert. Ergebnisse Ergebnisse im ersten Jahr nach der Anpflanzung zeigen starke Unterschiede im Etablierungserfolg der getesteten Baumarten in Abhängigkeit von abiotischen Umweltfaktoren. Dies bedeutet für die Praxis, dass bereits kleinsträumige standortökologische Unterschiede (z.B. in der Ausprägung der Deckung mit Brombeer-Arten oder die Offenheit des Kronendachs) bei der Empfehlung von Restaurierungsstrategien stärker berücksichtigt werden müssen. Die erfolgreiche Etablierung von Wiederaufforstungen mit Ersatzbaumarten mit dem Ziel, die Artenvielfalt und das Funktionieren der Ökosysteme zu erhalten, ist der erste Schritt, um dem massiven Verlust von Eschen entgegenzuwirken. Zukünftig können in FraDiv exp die gepflanzten Bäume vor allem auch in Bezug auf ihre Wachstumsleistungen und ihre Resistenz gegenüber biotischen Stressoren im Zusammenhang mit der Artidentität und der Baumarten-Diversität auf Mischungs- als auch auf individueller Einzelbaum-Ebene untersucht werden. Hier wird mit der Zeit ein zunehmend stärkerer Effekt der Baumarten-Diversität erwartet. Gleichzeitig kann die Vielfalt der Gefäßpflanzen und Pilze in den Versuchsparzellen als abhängige Variable bewertet werden. Die Versuchsetablierung entlang eines hydrologischen Gradienten erlaubt zudem, Effekte von Biodiversität unter verschiedenen Bedingungen des Wasserhaushalts zu untersuchen. So kann auch die Resistenz der fünf getesteten Baumarten gegenüber zunehmenden Trockenstress getestet werden. FraDiv exp trägt so dazu bei, ökologische und ökonomische Aspekte bei der Restaurierung ehemals eschenreicher Waldbestände zu kombinieren
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