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Kultur- und Agrarlandschaften
Förderung der Biodiversität durch Querterrassierung im Steillagenweinbau
Hessen
Der traditionelle Steillagen-Weinbau in Deutschland hat zu vielfältigen Kulturlandschaften mit artenreichen, an Trockenheit und Wärme angepassten Artengemeinschaften geführt. Heutzutage sind diese Landschaften v.a. durch Nutzungsaufgabe, aber auch durch Intensivierung fast gänzlich verschwunden. In diesem Kontext stellt die moderne Querterrassierung eine wirtschaftliche tragfähige, praxistaugliche Lösung für die Wiederherstellung der artenreichen Weinbergsökosysteme dar. Querterrassenweinberge führen durch die hangparallelen Gassen zu einer enormen Arbeitserleichterung, mehr Arbeitssicherheit und besseren Erosionsschutz. Gleichzeitig stellen die Terrassenböschungen großflächig Lebensraum für die charakteristischen Artengemeinschaften bereit und fördern den Biotopverbund im Offenland.
Im Projekt BioQuiS haben wir gemeinsam mit Weinbau-Betrieben neue Querterrassen-Weinberge angelegt, ein Konzept für die Etablierung und Pflege einer artenreichen Böschungsbegrünung entwickelt sowie Fragen und Probleme rund um die Querterrassierung bearbeitet.
Ziel des Projektes ist es den Winzerinnen und Winzern Best-Practice-Beispiele an die Hand zu geben, wie sie praxistauglich und ökonomisch tragfähig die Kulturlandschaft und mit ihr die artenreichen Weinbergsökosysteme erhalten und wiederherstellen können. BioQuiS zeigt damit einen beispielhaften Lösungsweg für die Verbindung von weinbaulicher Nutzung mit der Wiederherstellung von Biodiversität und Kulturlandschaft auf.
Projektgebiet von BioQuiS ist die Weinbaulandschaft des MittelrheintalesFoto: Ilona Leyer Hochschule Geisenheim
Details
- Projektträger:
- Hochschule Geisenheim, Institut für angewandte Ökologie und Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau
- Adresse:
- Von-Lade-Straße 1
65366 Geisenheim - Förderprogramme:
- Das Projekt wird gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
- Kooperationspartner:
- Hessische Staatsweingüter, Kloster Eberbach; Weingut Laquai, Hessen; Weingut Ratzenberger, Rheinland-Pfalz
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Projektbeschreibung
Der traditionelle Steillagen-Weinbau mit vielerorts kleinparzellierten Terrassenanlagen hat zu einer vielfältigen Kulturlandschaft und artenreichen, an Trockenheit und hohe Lichtintensität angepassten Artengemeinschaften geführt. Heutzutage sind diese charakteristischen Landschaften fast gänzlich verschwunden: Im Zuge von Flurbereinigungen wurden vor allem in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts die nur per Hand zu bewirtschaftenden Terrassenweinberge in Falllinien-Weinberge umgewandelt, wodurch eine Mechanisierung vieler Lagen und eine höhere Rebdichte möglich wurde. Wo die Intensivierung nicht lohnte, wurde die Bewirtschaftung aufgegeben. Diese Prozesse gingen mit dem Verlust der Arten- und Strukturvielfalt in den Weinbergsökosystemen einher.
Durch veränderte ökonomische Rahmenbedingungen und den Klimawandel steht mittlerweile aber auch der intensive Weinbau in Falllinie unter Druck. Allein in den letzten drei Jahrzehnten hat die bestockte Rebfläche an der Mosel um rund ein Drittel, am Mittelrheintal um rund 40 % abgenommen. Um den traditionellen Steillagenweinbau und mit ihm das Landschaftsbild und die angepasste Offenlandflora und -fauna wiederherzustellen, bedarf es einer wirtschaftlich tragfähigen, praxistauglichen Bewirtschaftung, die gleichzeitig großflächig die charakteristische Artenvielfalt der Weinbergsökosysteme fördert. Dies bietet die moderne Querterrassierung. Sie geht einher mit einer enormen Arbeitserleichterung, da die hangparallelen Gassen mit Schmalspurschleppern befahren werden können. Weitere Vorteile betreffen den Erosionsschutz und die Arbeitssicherheit. Gleichzeitig besitzen diese Weinberge Böschungen, die einen großen Teil der Weinbergs-Fläche einnehmen. Sie werden weder befahren noch gedüngt und in der Regel einmal im Jahr gemäht oder gemulcht. Naturschutzgerecht begrünt und gepflegt, stellen die meist südexponierten, nährstoffarmen Böschungen großflächig Lebensraum für Artengemeinschaften trocken-warmer Standorte bereit und fördern aufgrund ihrer linienhaften Struktur den Biotopverbund im Offenland.
Im Projekt BioQuiS, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird, haben wir gemeinsam mit Weinbau-Betrieben als Praxispartner neue Querterrassen-Weinberge angelegt, im Rahmen von Begrünungsstudien ein Konzept für die Etablierung einer artenreichen Böschungsbegrünung und -pflege entwickelt sowie weitere noch ungeklärte Fragen und Probleme rund um die Querterrassierung bearbeitet. Dies betrifft weinbauliche Fragestellungen, die Auswirkungen auf die Rebengesundheit, die Kosten des Querterrassenweinbaus sowie die Bedeutung der Querterrassierung für den Naturschutz. Alle Aktivitäten fanden in der UNESCO-Welterbe-Region Oberes Mittelrheintal (Hessen und Rheinland-Pfalz) statt, die Ergebnisse sind aber auf andere Steillagen-Anbaugebiete Deutschlands übertragbar.
Ziel des Projektes ist es mit der Umsetzung der Querterrassierung den Winzerinnen und Winzern Best-Practice-Beispiele an die Hand zu geben, wie sie praxistauglich und ökonomisch tragfähig die traditionelle Weinbaukulturlandschaft der Steillagen und mit ihr die artenreichen Weinbergsökosysteme erhalten und wiederherstellen können. BioQuiS zeigt damit einen beispielhaften Lösungsweg für die Verbindung eines wirtschaftlich tragfähigen Weinbaus mit zentralen Zielen des Naturschutzes auf.
Die gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes werden zurzeit in einem Praxisleitfaden für alle relevanten Akteure (Weinbaubetriebe, -Verbände, Naturschutzbehörden, Kommunen, Politik) zusammengeführt. Weitere Veröffentlichungen z.B. zur fachgerechten Begrünung, die Effekte der Querterrassierung auf ausgewählte Artengruppen und zu weinbaulichen Ergebnissen sind zum Teil schon erschienen, zum Teil in Bearbeitung. Auf einer Abschlussveranstaltung im September dieses Jahres werden wir die Ergebnisse einem überregionalen Publikum vorstellen und einzelne Aspekte im Rahmen von Thementischen mit den Akteuren diskutieren. Adressiert wird dabei sowohl die Praxisebene, um die Querterrassierung verstärkt in der Anwendung zu etablieren, als auch die strategische Ebene mit Entscheidungsträgern und Multiplikatoren aus Politik, Kommunen und dem Bereich der Interessenverbände.