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Wälder

Wildnisgebiet Freyenter Wald

Nordrhein-Westfalen

Im Jahr 2020 konnte der Freyenter Wald bei Aachen als neue Fläche für den Naturschutz gesichert werden und wird nun als Wildnisfläche ausgewiesen. Gemeinsam haben die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege sowie der NABU-Stadtverband Aachen e.V. das Waldstück in der Gemarkung Lichtenbusch erworben. Die Betreuung der erworbenen Grundstücke wird von der NABU-Naturschutzstation Aachen übernommen. Der Freyenter Wald liegt unmittelbar an der Grenze zu Belgien und umfasst auf deutscher Seite einen ca. 60 Hektar großen Waldkomplex. Dem Freyenter Wald kommt eine besondere Bedeutung als Biotoppverbund zwischen den Eifelwäldern und dem Aachener Stadtwald zu. Große Teile des Waldes werden von alten, schutzwürdigen Laubholzbeständen mit bis zu 150-jährigen Eichen und Eschen eingenommen. Die vorhandenen Lebensräume und Arten sollen entsprechend den Zielen der nationalen Biodiversitätsstrategie in so genannten Waldwildnisflächen geschützt werden. Damit werden zukünftig waldtypische Strukturen und Prozesse, wie absterbende Bäume stehendes und liegendes Totholz und die damit verbundenen Lebensgemeinschaft geschützt. Schon aktuell dient das Waldgebiet sowohl weit verbreiteten (z.B. Kleiber, Buschwindröschen) als auch seltenen Arten (z.B. Mittelspecht, Braunes Langohr, Orchideen) als Lebens- und Rückzugsraum. Durch die ruhige, abgeschiedene Lage sind auch Habicht und Rotmilan als Brutvögel vertreten.

Wildnisgebiet Freyenter WaldFoto: Stapelfeldt

Details

Projektträger:
NABU-Naturschutzstation Aachen e.V.
Adresse:
Preusweg 128a
52074 Aachen
Förderprogramme:

Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege

NABU-Stadtverband Aachen e.V.

Kooperationspartner:
Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege; NABU-Stadtverband Aachen e.V.
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Projektbeschreibung

Waldwildnis-Entwicklungskonzept „Freyenter Wald“ (Auszug)

Dr. Manfred Aletsee

NABU-Naturschutzstation Aachen e.V.

Der Verlust der biologischen Vielfalt ist eines der größten Probleme unseres Planeten (Rockström et al. 2009). Die wesentlichen Ursachen, auch auf EU-Ebene, nationaler und regionaler Ebene ist neben der Intensivierung der Landwirtschaft, auch die intensive Forstwirtschaft (EEA 2015, EU-Kommission 2015, BMU 2018). Daher wurden in den vergangenen 30 Jahren auf internationaler, EU-Ebene und nationaler Ebene zahlreiche Biodiversitätsstrategien, Verordnungen sowie Gesetzesnovellierungen verabschiedet, wie z.B. die EU-Biodiversitätsstrategie (2011), die nationale Biodiversitätsstrategie (NBS 2007), die Biodiversitätsstrategie des Landes NRW (2015) oder auf lokaler Ebene im Rahmen von Naturschutzgebiets-Fachkonzepten (Aletsee 2016).

Neben den Zielen der Biodiversitätsstrategie dienen Waldwildnisfächen mit der Fähigkeit der CO2-Speicherung dem Klimaschutz (Stephenson, N. L. et al., 2014). Zentrale Forderungen in der NBS im Wald ist das „5%-Ziel“ mit Waldwildnis, d.h. Waldflächen mit natürlicher Entwicklung (10 % im öffentlichen Wald; NBS, Ziel B 1.2.1, Wälder) bis zum Jahre 2020. In Aachen wurde nach fachlichen Kriterien ein Nutzungsverzicht auf 290 Hektar ermittelt (ca. 10% der Waldfläche in Aachen).

Das Naturschutzgebiet Freyenter Waldes (60 ha) im Süden von Aachen grenzt unmittelbar an ein größeres Waldgebiet auf der belgischen Seite an. Es befindet sich im Aachener Hügelland und verbindet den Aachener Stadtwald mit den großen Waldgebieten am Vennfuß. Hierdurch erhält der Freyenter Wald eine herausragende Stellung im Wald-Biotopverbund. Der Freyenter Wald ist ein hervorragend ausgeprägter, artenreicher (Feucht-) Waldkomplex mit überregionaler Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz, wobei die naturnahen Waldlebensraum- und Biotoptypen eng verzahnt auf unterschiedlichen geologischen und hydrologischen Standorten zu finden sind (kalkreich bis basenarm, nass bis frisch). Einzigartig sind die alten, naturnahen Eichenbestände und Laubmischwälder (40 ha). Diese Waldbereiche sind insbesondere für Höhlenbrüter, Alt- und Totholzbewohner sehr wertvoll. Auch die Kraut-und Strauchschicht ist gut ausgebildet. Teilweise befinden sich im Gebiet Birkenaufwuchs und aufgeforstete Laubmisch- und Rotbuchenbestände, einige Waldparzellen wurden stellenweise mit Fichten aufgeforstet. Im gesamten Waldbereich befinden sich Quellbereiche des Iterbachs und Entwässerungsgräben.

Bestehendes Schutzgebiet: NSG Freyenter Wald (8 Hektar, 2teilig, LSP Stadt Aachen 1989, ACS-009)

Zukünftiges Schutzgebiet: NSG Freyenter Wald (62 Hektar, LSP Stadt Aachen, ACS-013 (Vorentwurf 2018, Liegenschaft 57 ha, 100% NSG)

Besonders schutzwürdige Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie

• Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9160)

• Erlen- und Eschenwälder (und Weichholzauenwälder) an (Fließgewässern)/Quellen (Alno-Padion *91E0)

Besonders geschützte Biotoptypen (§30 BNatSchG bzw. §42 LNatSchG NRW)

• Auwälder (AC1)

Besonders schutzwürdige Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie

Tierarten nach Anhang II und IV FFH-Richtlinie

• Wildkatze (Felis silvestris), Einzelnachweise

• Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Jagdgebiet

• Großes Mausohr (Myotis myotis), Jagdgebiet

• Große Bartfledermäuse (Myotis brandtii)

• Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)

• Braunes Langohr (Plecotus auritius)

• Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

• Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Vogelarten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie:

• Mittelspecht (Dendrocopos medius)

• Rotmilan (Milvus milvus)

Wertgebende Florenelemente

• Glatte Segge (Carex laevigata)

• Weißes Waldvögelein (Cephalanthera

• Sumpfpippau (Crepis paludosa)

• Zweiblatt (Listera ovata)

• Manns-Knabenkraut (Orchis mascula)

• Einbeere (Paris quadrifolia)

• Waldhyazinthe (Plathantera bifolia)

• Kleines Helmkraut (Scutellaria minor)

Waldwildniskonzept „Freyenter Wald“ - Grundlage

Der Förderantrag des Naturschutzbund Deutschland Stadtverband Aachen e.V. bei der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege und der hierdurch ermöglichte Erwerb des Freyenter Waldes (60 ha) dient der Umsetzung der Biodiversitätsstrategien.

Das vorliegende Waldwildnis-Entwicklungskonzept „Freyenter Wald“ und insbesondere seine Umsetzung beruht auf entsprechenden Fachkonzepten (z.B. Woike & Kaiser 2014).

Der Grundgedanke dieser Waldwildnis-Konzepte besteht aus drei Säulen:

1. Einstellung der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes

2. Herstellung der natürlichen abiotischen und biotischen Faktoren des ursprünglichen Ökosystems

3. Selbst-Regeneration des Ökosystems („Prozessschutz“)

Zu 2. Im Freyenter Wald werden als Erstmaßnahme die folgenden Wiederherstellungsmaßnahmen durchgeführt

a) Flächige Verschließung der Entwässerungsgräben zur Wiedervarnässung der Bruch- und Moorwäder

b) Enfernung gebiets- und standortferner Nadelwaldforste

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