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Stadtnatur - Renaturierung
Blühender Campus Freie Universität Berlin
Brandenburg
Der Blühende Campus wurde 2019 von Beschäftigten und Studierenden mit dem Ziel gegründet Natur und Biodiversität an der Freien Universität Berlin (FUB) aktiv zu fördern und erlebbar zu machen. Der Blühende Campus zeigt, dass eine gesellschaftliche Transformation möglich ist: Mensch und Artenvielfalt schließen sich nicht aus, im Gegenteil, vom Menschen geprägte Lebensräume können eine hohe Biodiversität haben. Besonders sichtbar ist die Veränderung des Campus auf den über 10 Hektar extensiv gepflegten Blühflächen, darunter repräsentative Flächen der FUB. Inzwischen sind zahlreichen Maßnahmen und Ziele des Blühenden Campus offiziell festgeschrieben – 2024 verabschiedete die FUB als erste deutsche Hochschule eine Biodiversitätsstrategie. Forschungsprojekte aus unterschiedlichen Fachrichtungen sorgen dafür, dass sowohl Biodiversitätsdaten erhoben, als auch sozialwissenschaftlichen Perspektiven auf das Projekt entwickelt werden. Unser Living Lab „Multispecies Campus“ erforscht die Wirkung von Natur auf mentale Gesundheit, und rückt die tierischen Bewohner unseres Campus ins Rampenlicht – auch mit Hilfe von Kunstprojekten. Eine Reihe von Formaten lädt die breite Öffentlichkeit dazu ein, Stadtnatur zu entdecken und selbst aktiv zu werden. Der Blühende Campus ist Initiator des Netzwerks deutschsprachiger Hochschulinitiativen für Biodiversität (HIB), arbeitet national und international mit einer Reihe von Partneruniversitäten zusammen, und ist Teil der Nature Positive Universities.
Blühfläche an der CampusbibliothekFoto: Foto: Sophie Lokatis
Details
- Projektträger:
- Freie Universität Berlin
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Projektbeschreibung
Die Freie Universität (FUB) hat sich zum Ziel gesetzt „so viel Biodiversität wie möglich“ auf ihren Flächen zu fördern – ein Leitsatz, der 2024 nach Vorarbeit des Blühenden Campus (BC) von der Hochschulleitung aufgenommen wurde. Ziel des BC ist es nun, dass dieser Leitsatz auch umgesetzt wird, und die FUB ihrer Verantwortung und Vorbildfunktion nachkommt, sowohl in Wissenschaft und Forschung zu einer Lösung der Biodiversitätskrise beizutragen. Der BC tritt dabei sowohl als Initiative mit eigenen Veranstaltungen und Projekten auf, als auch als Plattform für alle Biodiversitätsakteure der FUB.
2019 begann der BC zunächst als Forschungsprojekt, mit dem Ziel, die flächendeckend kurzgemähten Rasenflächen dauerhaft in artenreiche Blühflächen umzuwandeln. Inzwischen wird das gesamte Außengelände der FU deutlich weniger gemäht, große Bereiche bleiben auch über den Winter stehen. Auf Pilotflächen wird nach dem Prinzip einer gelenkten Spontanvegetation per Hand gepflegt: invasive Arten werden entnommen und bestimmte Pflanzenvorkommen gezielt vermehrt. Ehrenamtliche – Anwohner:innen, Mitarbeitende und Studierende – sind dafür regelmäßig auf den Flächen aktiv. Im Rahmen des Living Labs „Multispecies Campus“ konnte diese Arbeit zusätzlich durch einen Campusnaturranger unterstützt werden.
Begleitend zur ökologischen Aufwertung der Flächen werden unterschiedliche Forschungsprojekte umgesetzt, die sich unterschiedlichen Aspekten des BC widmen; von der Untersuchung der Insektenfauna bis zur anthropologischen Betrachtung des Mensch-Natur-Verhältnisses. Ein besonderer Schwerpunkt des mit 60.000 € von der FUB geförderten Living Labs „Multispecies Campus“ ist die Erforschung der Auswirkung von Stadtnatur auf mentale Gesundheit. Ein Promotionsprojekt untersucht in einem Feldexperiment anthropogene Einflüsse auf den Boden, und eine Postdoc-Stelle koordiniert ein Monitoring des Campus. Biodiversitätsdaten zum Projekt werden auch im Rahmen von Citizen-Science-Projekten erhoben, etwa über die Plattform iNaturalist und öffentliches Tagfalter-Monitoring. Eine Reihe von Lehrveranstaltungen, hauptsächlich organisiert vom Institut für Biologie und der Stabsstelle für Nachhaltigkeit und Energie (N&E), nutzen den BC für Lehre und studentische Mitmachprojekte.
Mitmachen können Studierende auch im offenen Gemeinschaftsgarten „Blätterlaube“, welcher das inoffizielle Hauptquartier des Blühenden Campus ist. Hier finden viele Treffen und Veranstaltungen statt, der Garten ist Bildungsort und Vorzeigebeispiel für wildtierfreundliches Gärtnern.
Das Angebot an öffentlichen Veranstaltungen des BC wandelt sich jährlich, je nachdem welche Schwerpunkte anstehen, und welche Mitglieder besonders aktiv sind. 2024 und 2025 stand das Thema „Multispecies Campus“ stark im Vordergrund, unter anderem mit einer Kunstausstellung im Bereich des Hauptcampus. Für 2025/2026 ist eine offene Hörsaalreihe zum Thema Berliner Stadtnatur geplant. Ein besonders beliebtes Angebot für Kinder ist unsere Nachwuchsgruppe, die „Feuerwanzen“. Bei vielen unserer Formate laden wir Expert:Innen aus dem Berliner Raum zu uns ein, und sind aktives Mitglied des Berliner Netzwerk für Artenkenntnis (BerNA).
Gemeinsam mit dem Studio Animal Aided Design wählen wir zurzeit Zielarten aus, welche in Zukunft Botschafter für bestimmte Maßnahmen wie die Neupflanzung von Gehölzen, die Entsiegelung von Flächen oder die Restaurierung von Kleingewässern werden sollen. Um die Arbeit des Blühenden Campus zu verstetigen wurde 2024 eine Stelle an der Stabsstelle N&E geschaffen, und in der neu gegründeten AG Biodiversität tauschen sich Mitglieder des Präsidiums, der Stabsstelle N&E, des Botanischen Gartens Berlin, des Instituts für Biologie, und der Verwaltung regelmäßig aus.
Das Bild des Campus der Freien Universität hat sich großflächig verändert: Statt kurzgemähter Rasenflächen sind selten gemähte Blühflächen und Strukturvielfalt „repräsentativ“ geworden. Diese Veränderung wurde, nach kurzem anfänglichen Widerstand, mit großer Begeisterung von Hochschulangehörigen und Anwohner:Innen aufgenommen. Besondere Reichweite erlangte unser campusweites Pilotprojekt „Netzwerk*Igeltunnel“, welches von der Deutschen Wildtier Stiftung inzwischen deutschlandweit umgesetzt wird.
Eine faunistische Erfassung von 2019 zeigte in nur einer Saison eine mehr als 10-fache Zunahme an Insekten auf 10 nur noch einmal gemähten, über den Campus verteilten Flächen, und eine fast 40-fache Zunahme an Insekten nach zwei Jahren. Ergebnisse des Monitorings 2025 werden voraussichtlich 2026 veröffentlicht.
Ein zentraler Erfolg ist die 2024 verabschiedete Biodiversitätsstrategie der FU. 2023 wurde die Arbeit des BC durch die Auszeichnung unserer Gründerin mit dem Berliner Naturschutzpreis gewürdigt, und 2025 wurde der BC mit dem International Sustainable Campus Network (ISCN) Award ausgezeichnet.
