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Gewässer und Auen

Dynamisierung der Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt

Bayern
Zwischen Neuburg an der Donau und Ingolstadt befindet sich in der Mitte von Bayern eines der bedeutendsten Auwaldgebiete an der deutschen Donau. Hier fand zwischen 2005 und 2010 eines der größten Auendynamisierungsprojekte Mitteleuropas an einem stauregulierten Fluss statt. Projektträger waren das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, die Stadt Ingolstadt und der Landkreis Neuburg - Schrobenhausen. Insgesamt wurden ca. 15 Mio. Euro investiert, einen neuen Auenbach herzustellen, ökologische Flutungen zu ermöglichen und ein Niedrigwassermanagement einzurichten. Um die Bedeutung des Auwalds und dieses Großprojekts zu unterstreichen und die Renaturierung der Donau zu unterstützen, wurde inmitten der Auen im historischen Schloss Grünau das Auenzentrum gegründet. Das 2008 eröffnete Auenzentrum besteht aus drei Säulen : Dem Aueninstitut, einer Forschungseinrichtung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, einem Aueninformationszentrum für BesucherInnen und dem Auenforum. Das Auenzentrum dient der Forschung, der Information der Öffentlichkeit und dem fachlichen Erfahrungsaustausch zum Thema Aue und Fluss. Weitere Infos zum Auenzentrum finden Sie auf https://www.auenzentrum-neuburg-ingolstadt.de/.
Frühlingsaspekt mit MärzenbecherFoto: R. Wittmann

Details

Projektträger:
Arbeitsgemeinschaft Auenrenaturierung (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und Stadt Ingolstadt)
Adresse:
Mauthstr. 4
85049 Ingolstadt
Förderprogramme:
Bayerischer Naturschutzfonds: Entschädigungszahlungen für Nutzungsverzicht, Bundesamt für Naturschutz: E+E-Vorhaben „Dynamisierung der Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt, Dynamisierung von Flussauen – Herstellung und Steuerung auenökologischer Prozesse“, Bayerisches Umweltministerium: Ko-Finanzierung
Kooperationspartner:
Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, Aueninstitut Neuburg-Ingolstadt
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Projektbeschreibung

Historische Entwicklung der Donau und ihrer Aue

Die Donau war bis 1800 ein alpin geprägter Wildfluss, der in der Talaue ein kilometerbreites Flussbett und ein weit verästeltes Gerinnesystem besaß. Obwohl der Auwald im Mittelalter intensiv für die Holzgewinnung genutzt wurde, waren am Gewässer selbst keine nennenswerten Eingriffe vorgenommen worden. Für die Entwicklung der Auwälder, die Vegetation und die wertvollen Biotope sind die Standortbedingungen, der Bodenwasserhaushalt und die wechselnden Grundwasserstände von Bedeutung, die ab dem 19. Jahrhundert durch menschliche Eingriffe gestört wurden. Von 1837 bis 1883 wurden zum Schutz der bewohnten und bewirtschafteten Talauen Mittelwasser-Korrektionen und Laufverkürzungen durch Durchstiche von Donaumäandern vorgenommen. Der größte Eingriff war der Staustufenbau in den 1970er Jahren, der dem Wildfluss mit einer Kette von Stauseen den Großteil seiner verbliebenen Dynamik nahm. Die Auwälder zwischen Neuburg und Ingolstadt, die als Jagdgebiet des bayerischen Königshauses der Wittelsbacher von Rodungen und Umnutzungen verschont blieben, verloren damit langsam ihren dynamischen, von Hochwasser und Trockenzeiten geprägten Charakter. Trotzdem erhielten sich hier noch viele auentypische Lebensräume und führten zur Aufnahme des Gebiets in das europäischen Schutzsystem Natura 2000.

Die Dynamisierung der Donauauen

Ab 1995 begannen in Ingolstadt die Planungen, den Donauauen durch eine Wieder-Dynamisierung neues Leben zurückzugeben, den Lebensraum der auentypischen Flora und Fauna zu verbessern und die Habitate für donautypische Fließgewässerarten zu sichern. Mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Donauauwald durch die Stadt Ingolstadt und den Landkreis Neuburg - Schrobenhausen konnte auch der Freistaat Bayern ins Boot geholt werden, so dass eine starke Allianz für den Auwald entstand.

Das Projekt besteht aus drei Bausteinen, die gemeinsam wieder Dynamik in das Auensystem bringen:

Zur Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit wurde in den Damm der Staustufe Bergheim ein Ausleitungsbauwerk mit Fischpass für eine Wasserführung von bis zu 5 m3/s integriert. An das Bauwerk schließt ein neues naturnahes Fließgewässer an, das durch den angrenzenden Auwald fließt. Nach ca. 4 km trifft es auf den bestehenden Zeller Kanal, der anschließend in die Donau mündet. Das gesamte Umgehungsgewässer hat eine Länge von ca. 8 km und ist idealer Lebensraum für donautypische, strömungsliebende Fischarten. Durch mehrere Einmündungen in die Donau wird eine Quervernetzung des neuen Fließgewässers mit der Donau ermöglicht.

Der zweite Baustein ist die Ermöglichung gesteuerter Flutungen des Auwalds. Die im ursprünglichen Zustand mindestens jährlich erfolgende Flutung des Auwalds ist eines der wichtigsten Elemente für Auendynamik, die durch die Begradigung und den Bau der Staustufen nur noch sehr selten erfolgte. Heute wird bereits wieder bei kleineren Hochwässern ab 600m3/s Donauwasser in die Aue ausgeleitet. Dadurch kommt es bei entsprechender Wasserführung der Donau zu einer ökologischen Flutung von über 100 ha Auwald. In diesem Bereich wurde die forstliche Nutzung eingestellt, so dass sich wieder natürlicher Auwald mit den darin vorkommenden auetypischen Lebensräumen und ihrer standorttypischen Flora und Fauna entwickeln kann.

Drittens wurde auch ein oft vernachlässigter Aspekt einer intakten Aue berücksichtigt: Die Aue "atmet", d.h. nicht nur Hochwasser, sondern auch spätsommerliche Niedrigwasser prägen einen dynamischen Auenstandort. Deshalb wurde ein Niedrigwassermanagement installiert, dass den durch die Stauseen künstlich angehobenen und gleichförmigen Grundwasserstand zeitweise wieder absenken kann.

Die Einweihung des Projekts erfolgte 2010 durch den damaligen bayerischen Umweltminister Dr. Markus Söder. Seither erfolgt ein Monitoring durch das Aueninstitut der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, das seinen Sitz im Schloss Grünau inmitten der Donauauen hat, direkt am internationalen Donauradwanderweg. Dort befindet sich auch das Aueninfozentrum mit seiner Dauerausstellung zum Thema Auen und zur Geschichte des Dynamisierungsprojekts, geöffnet von April bis Oktober.

Dokumente

ProjektkarteA3.pdfGröße 2901 KB
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