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Kultur- und Agrarlandschaften
VIA Natura 2000 - Vernetzung für Insekten in der Agrarlandschaft zwischen Natura 2000-Gebieten in Thüringen
Thüringen
Mit dem Projekt „VIA Natura 2000 - Vernetzung für Insekten in der Agrarlandschaft zwischen Natura 2000-Gebieten in Thüringen" werden artenreiche Saumbiotope in der intensiv genutzten Agrarlandschaft neu entwickelt, erhalten und wiederhergestellt. Es verwandeln sich Ränder von Feldwegen und Ackerschlägen in blütenreiche Flächen, die nicht nur die Artenvielfalt erhöhen und die Ökosystemleistungen verbessern, sondern auch das Landschaftsbild der Agrarlandschaft aufwerten. "VIA Natura 2000" fördert vielfältige Feldraine, die eine lebenswichtige Nahrungsgrundlage, Lebensraum und Schutz u. a. für bestäubende Insekten bieten und zum Biotopverbund in der Agrarlandschaft beitragen. Durch die Flurbereinigungen und Intensivierungen der Landnutzung in den letzten 70 Jahren gingen die einst typischen Feldraine als Kulturlandschaftselemente in Mitteldeutschland fast verloren und mit ihnen ihre wichtigen Funktionen für diese Ökosysteme. Gerade hier ist die Neuetablierung von dauerhaften Landschaftselementen sinnvoll für die Wiederherstellung von Ökosystemen. Mit den Feldrainen kann u. a. dem massiven Rückgang von Insekten entgegengewirkt werden, welche für das Funktionieren der Ökosysteme eine fundamentale Rolle spielen. Sie dienen nicht nur als teilweise hochspezialisierte Bestäuber vieler Pflanzenarten, sondern stellen auch die Nahrungsgrundlage für viele weitere Tiergruppen dar. Ihr Verschwinden bedroht daher die Ökosysteme als Ganzes, und damit auch damit auch unsere eigene Existenz.
Im Rahmen des Projektes "VIA Natura 2000" wurde im März 2021 in der Gemeinde Amt Wachsenburg ein Feldrain aus Wildkräutern und Gräsern angesät. Für das Projekt konnte unser Verbundpartner die Natura 2000 -Station Gotha/Ilmkreis eine ortsansässige Agrargenossenschaft gewinnen, um die Ansaat auf der ca. 450 Meter langen und vier Meter breiten, linearen Gemeindefläche durchzuführen. Auch der seltene Ackerrittersporn hat sich mittlerweile hier angesiedelt.Foto: Foto: Daniel Korpat
Details
- Projektträger:
- Stiftung Naturschutz Thüringen
- Adresse:
- Gothaer Straße 41
99094 Erfurt - Förderprogramme:
- Das Projekt "VIA Natura 2000" wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gefördert.
- Kooperationspartner:
- Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) ist eng in das Projekt eingebunden und unterstützt u.a. hinsichtlich rechtlicher und förderspezifischer Fragestellungen. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ beteiligt sich im Rahmen des bürgerwissenschaftlichen Tagfalter-Monitorings und unterstützt bei der Vermittlung von Artenkenntnissen sowie den Methoden zur Erfassung von Schmetterlingsvorkommen.
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Projektbeschreibung
Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen brauchen Schutz-, Nahrungs- und Fortpflanzungsmöglichkeiten in unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft. Sie sind dabei auf die Vernetzung ihrer Lebensräume angewiesen, um überlebens- und anpassungsfähige Populationen aufrecht zu erhalten. Linienhafte, artenreiche Randstrukturen, wie z.B. Feldraine, bieten den Insekten, Vögeln und vielen weiteren Tieren die Lebensräume und Landschaftsstrukturen, die sie zum Arterhalt zwingend benötigen.
Genau hier setzt das Projekt „VIA Natura 2000“ an. Ziel des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Verbundprojektes ist, in fünf Projektregionen die intensiv genutzte Agrarlandschaft durch die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, Kommunen und weiteren Interessierten wieder in eine lebendig blühende und strukturierte Agrarlandschaft zu entwickeln. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Überwindung des segregierten Naturschutzgedanken, bei dem „käseglockenartig“ Naturschutz nur in speziell dafür ausgewiesenen Gebieten betreiben wird, während der Rest der Landschaft durch fortschreitende Intensivierung der Nutzung immer weiter an Biodiversität verliert. Die im Rahmen des Projekts angelegten Feldraine sollen daher mehrheitlich explizit außerhalb solcher Schutzgebiete liegen und diese miteinander vernetzen.
Hierfür wurde im ersten Projektjahr durch die Verbundpartnerin Umwelt- und Agrarstudien GmbH (U.A.S.) eine GIS-basierte Methodik entwickelt, die es erlaubt, potentielle Maßnahmenflächen auf ihren Beitrag zum Biotopverbund bewerteten sowie geeignete Flächen für die Vernetzung bereits bestehender Biotope vorschlagen zu können. Dabei wurde auf das für Thüringen bereits erarbeitete Biotopverbundkonzept (Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (Hrsg.; 2020): Vielfalt durch Vernetzung: Biotopverbundkonzept für den Freistaat Thüringen. – Erfurt, 64 S.) aufgebaut und dieses in Teilen weiter verfeinert, um eine flächenscharfe Biotopverbundplanung zu ermöglichen.
Dabei stehen nachfolgende Ziele im Fokus des Projektes:
- Entwicklung von mindestens 11 ha strukturreicher Saumbiotope in jeder der fünf Projektregionen zur Verbesserung des Biotopverbundes und zur Erhöhung der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft (insgesamt 55 ha).
- Sicherung und Verbesserung der Ökosystemdienstleistungen durch Erhöhung der Arten- und Individuenzahlen von bestäubenden Insekten
- Erarbeitung und Vermittlung regional angepasster Entwicklungs- und Pflegeempfehlungen für die Neuanlage und den Erhalt von strukturreichen Saumbiotopen in der Agrarlandschaft
- Sensibilisierung der regionalen Akteure für die Bedeutung von Saumbiotopen
Die Feldraine des Projektes sollen dauerhaft bestehen bleiben und gepflegt werden. Hierfür werden Feldrain-Patenschaften mit lokalen Akteuren wie Vereinen oder Schulen angestrebt. Das Projekt wird von der Stiftung Naturschutz Thüringen koordiniert, in den 5 Projektregionen der Verbundpartner
(Träger und dazugehörige Natura 2000 - Stationen: Landschaftspflegeverband Südharz/ Kyffhäuser e.V., mit der Natura 2000 – Station „Südharz/ Kyffhäuser“, Wildtierland Hainich gGmbH mit Natura 2000 - Station „Unstrut-Hainich/ Eichsfeld“, Landschaftspflegeverband Mittelthüringen e.V. mit der Natura 2000 – Station „Mittelthüringen/ Hohe Schrecke, Naturforschende Gesellschaft Altenburg e.V. mit der Natura 2000 – Station „Gotha/ Ilmkreis“, Landschaftspflegeverband Altenburger Land e.V. mit der Natura 2000 – Station „Osterland“). Durch die Stationen und ihre Träger erfolgt die Beratung, Steuerung und Umsetzung der Maßnahmen.
Maßnahmen:
Auf Grundlage der Zielstellung werden auf geeigneten Standorten artenreiche, blühende Feldraine aus regionalem Wildpflanzensaatgut neu angelegt oder noch in der Landschaft bestehende Feldraine ökologisch aufgewertet. Die Aussaat der Flächen erfolgt im Herbst (August/ September/ je nach Wetterlage bis Oktober) oder Frühjahr (Februar/ März/ max. Anfang April je nach Wetterlage). In den ersten ein bis zwei Standjahren werden erste Pflegeschnitte durchgeführt, um die Entwicklung der Flächen in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Eine kontinuierliche faunistische und floristische Untersuchung einer ausgewählten Stichprobe der Maßnahmenflächen gibt Hinweise auf den Erfolg der Maßnahmen und mögliche Probleme. Dabei werden über das Citizen Science Projekt „Tagfaltermonitoring“ des UFZ auch Ehrenamtliche eingebunden, was neben dem Datengewinn auch der Akzeptanzförderung und Bekanntheit des Projekts dient.
Auswahl erster Ergebnisse:
• mehr als 10 ha Feldraine realisiert,
• Gesamtartenzahlen auf den Maßnahmenflächen 2021: 70 - 102 Arten, davon 4 Arten der Roten Liste Thüringens,
• Faunistisches Monitoring 2021: 174 Arten der Wildbienen/ Hummeln und 49 Arten der Schwebfliegen,
Damit ergab sich eine für Agrarlandschaften sehr artenreiche Wildbienen-Fauna, jedoch nur mäßig artenreiche Schwebfliegen-Fauna.
• mehr als 10 Ehrenamtliche beim Tagfaltermonitoring
Dokumente
VIA-Natura-Fotowettbewerb-2022.pdfGröße 343 KB
DownloadZweiter-VIA-Natura-2000-Newsletter-Januar-2022.pdfGröße 2321 KB
DownloadDritter-VIA-Natura-2000-Newsletter-April-2022.pdfGröße 1837 KB
DownloadVIA-Natura-2000-Infotafel-Felrain-Feld.pdfGröße 5223 KB
DownloadErster-VIA-Natura-2000-Newsletter-Oktober-2021.pdfGröße 2755 KB
DownloadVIA-Natura-2000-Flyer.pdfGröße 3586 KB
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