09. August 2023

Natur Natur sein lassen

Ein Gastbeitrag von Verena Da Re, junge Partnerin der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Die Studentin nahm am 1. August an der Auszeichnungsveranstaltung des Top-3-Projekts „Wiederherstellung von naturnahen Wäldern im Nationalpark Berchtesgaden durch natürliche Störungsdynamik“ teil und berichtet im Beitrag von ihren Eindrücken.

Top-3-Auszeichnung im Nationalpark Berchtesgaden

Als junge Partnerin der UN-Dekade durfte ich an der Auszeichnungsveranstaltung im Nationalpark Berchtesgaden teilnehmen. Der Nationalpark wurde für sein vorbildliches Waldmanagement ausgezeichnet. Die Waldentwicklung in der Pflegezone ist an neuste Forschungsergebnisse angepasst. Zahlreiche Gäste verschiedener Ämter, Initiativen, Behörden & Co. sind erschienen, um den gemeinsam erarbeiteten Erfolg zu feiern.

Sabine Riewenherm, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), unterstreicht, wie gut die unterschiedlichen Nutzungsinteressen im Nationalpark vereint werden, um Akzeptanz für den Schutz zu erhalten. Kommunikation und Verständnis unter den Interessen würden gebraucht, um erfolgreich zu sein. Das funktioniere in Berchtesgaden besonders gut, sagt sie. Sie ergänzt, dass Naturschutz Engagement und Unterstützung brauche und Natur uns alle angehe. „Entscheidungen, die in der Verwaltung getroffen werden, betreffen die junge Generation", hebt sie hervor und verweist dabei nicht nur auf die jungen Partnerinnen und Partner der UN-Dekade, sondern auf die gesamte junge Generation.

Zudem gratulierten der anwesende Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayrischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, und Willi Weitzel, Partner der UN-Dekade, per Videobotschaft. Es folgte ein Vortrag des Nationalparkleiters Dr. Roland Baier, in dem er thematisierte, wie das Waldmanagement an Studienergebnisse zur Walddynamik angepasst werden kann. Darin erklärte er, dass die Störungsdynamik für die Umwandlung in naturnahe Bergwälder genutzt wird, da die Natur die🏞 Waldentwicklung vorgebe.

Erfolg durch Kommunikation und Kooperation

Sarah Wendl vom Team des Nationalparks weist darauf hin, dass in der sogenannten Kernzone des Nationalparks der Nationalparkgedanke "Natur Natur sein lassen" durchgeführt wird – das heißt, dass in diesem Bereich nicht in die Waldentwicklung eingegriffen wird. In der sogenannten Pflegezone, welche die Kernzone umgibt, wird unter anderem Almwirtschaft betrieben, es wird gejagt und Parasiten wie der Borkenkäfer werden bekämpft. Dr. Baier ergänzt, dass die Akzeptanz für den Schutz in den beiden Zonen durch die Kommunikation und das hervorragende Miteinander unter den Waldbesitzern, Almbauern, Jägern, Verbänden und Vereinen zustande komme. Im Nationalpark haben sich auch Projekte – unter anderem mit Almbauern – ergeben, die die Bewirtschaftung im Hinblick auf den Klimawandel zu optimieren versuchen.

Im nächsten Vortrag zur "Wechselbeziehung" zwischen Störungen und dem Waldmanagement warf Prof. Dr. Rupert Seidl eine positive Sicht auf abrupte, auch in Zukunft auftretende Störungen, etwa durch Windwurf und Borkenkäferbefall. Bei solchen Störungen sei die Arten- und Strukturvielfalt mindestens genauso groß wie im Urwaldstadium. Episoden der Störung könnten damit zu Chancen für zukünftige Wälder werden, wenn man diese "gestörten" Wälder an Veränderungen anpasst, statt auf gleiche Weise nachzupflanzen. Doktorand Michael Maroschek ergänzte, dass Störungen Erneuerungen ermöglichten und notwendige ökologische Nischen schafften.

Resiliente Wälder in Europa

Jedoch sei die derzeitige Übersterblichkeit der Wälder die größte Mortalitätswelle seit 170 Jahren, so Seidl. Das Fazit seiner Forschungen: "Wir erleben große Veränderungen, die potenziell negative Auswirkungen haben, aber wir sind weit davon entfernt, in Europa große Waldverluste zu haben, denn Europas Wälder sind resilient". Ein Aussterben von Arten, das bei Störungen immer wieder vorkommt, jedoch kein Problem in den Alpenwäldern darstelle, sei nur zu einem geringen Teil dem Klimawandel und zum Großteil der Nutzung des Menschen zuzuschreiben.

Gemeinsam ging es mit Shuttle-Bussen zu einer kurzen Führung in ein Waldgebiet des Nationalparks. Sabine Riewenherm gratulierte zum Erfolg und überreichte Dr. Roland Baier stellvertretend für alle Beteiligten die UN-Dekade-Auszeichnung. Der Forschungsansatz, das klassische Konzept des Waldanbaus mit früheren Maßnahmen sowie Ansätzen unter Klimawandelbedingungen zu vergleichen, sei einer der Gründe für die Wahl zum ausgezeichneten Projekt gewesen. Sie wünschte dem Nationalpark weiterhin ein gutes Bestehen – dem kann ich mich nur anschließen!

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